Zu verzeihen ist so leicht gesagt, aber doch oft so schwer getan. „Wie kann ich einer Person verzeihen, die mich tief verletzt hat?“ fragte mich einst eine Patienten während einer Gruppenpsychotherapie. Eine verdammt gute Frage, auf die es keine ultimative Antwort gibt.
Doch eines kann ich dir hier sagen: Sich selbst zu verzeihen ist oft viel schwieriger, als anderen zu verzeihen.
Wenn ich eine Vermutung über dich und dein Leben anstellen darf, dann glaube ich, gehörst vielleicht auch du zu denjenigen, die anderen Menschen eher verzeihen können, als sich selbst? Trifft es auf dich zu, dass du mit dir viel härter ins Gericht gehst, als mit anderen Menschen? Ist es vielleicht so, dass du für dich andere Maßstäbe setzt, als für andere? Vielleicht eben aus diesen Gründen bist du auf genau diese Frage und diesen Text gestoßen. Dann bleib bitte noch ein paar Minuten hier und nimm dir einen Augenblick Zeit für dich. Nur für dich.
#1 Welche Fehler würdest du dir gerne verzeihen können?
Im Laufe unseres Lebens werden wir zur Genüge verletzt, gekränkt, enttäuscht oder im Stich gelassen. Wir werden missverstanden, verurteilt und bewertet. Unsere Grenzen werden überschritten. Wir werden nicht richtig anerkannt und nicht immer gesehen.
Was ist dir in deinem Leben widerfahren, das Narben hinterlassen hat?
Wenn du zurückblickst auf all deine Erfahrungen, kann es sein, dass folgender Gedanke in dir aufkeimt:
„Ich habe zugelassen, dass mir das passiert ist.“
„Ich habe zugelassen, dass ich verletzt und enttäuscht wurde, ich habe mich nicht beschützt, mich nicht gewehrt oder nicht genug Grenzen gesetzt.“
Kamen dir schon mal ähnliche Gedanken in den Sinn?
Im Laufe deines Lebens bist du nicht nur „Opfer“, das von anderen verletzt. Auch du verletzt andere Menschen. Du enttäuschst, kränkst und missverstehst. Auch du bewertest und erkennst nicht richtig an.
Beides gehört zu unserem Leben. Menschsein bedeutet in einem großen Spektrum an Erfahrungen zu leben und in diesem Spektrum gibt es negative, wie auch positive Erfahrungen. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und jedes Leben bringt Schatten mit sich. Es ist okay, dass es so ist.
Die Frage #1 „Welche Fehler würdest du dir gerne verzeihen?“ bietet dir die Chance, in dich hineinzuhorchen und gewisse Schmerzenspunkte zu erkunden. Ohne zu verurteilen, was in dir hochkommt, kannst du dir bewusst machen, was es in deinem Leben gibt, das du dir (vielleicht unbewusst) richtig krumm nimmst.
Nimm dir die Zeit, die es braucht, um eine Antwort zu finden.
Was hindert dich daran, dir selbst zu verzeihen?
Der zweite Teil dieser Frage lautet „Was hindert dich daran, es zu tun?“
Was hindert dich also daran, dir selbst zu verzeihen?
Nicht anderen Menschen. Sondern wirklich dir selbst.
Sind es deine hohen Erwartungen an dich selbst? Oder liegt es daran, dass tief in dir so viel Verbitterung und Zorn wüten, dass du dich selbst ablehnst? Gibt es einen Teil in dir, der dich bestrafen möchte? Oder glaubst du, etwas an deiner Person könnte sich ändern, wenn du dir selbst verzeihst? Vielleicht gibt es eine Angst in dir, dass du wieder verletzt wirst, wenn du dir verzeihst und damit „nicht mehr so auf der Hut bist“?
Auch für diesen Teil der Frage biete ich dir an, in dich zu gehen und dir die Frage ehrlich zu beantworten.
365 Fragen zur Selbsterkundung
Mit der Rubrik 365 Fragen hast du die Chance in dich hinein zu spüren, dich zu reflektieren, dich besser zu verstehen und so dir selbst näher zu kommen. 365 Fragen heißt 365 Chancen für deine persönliche Entfaltung oder 365 schätzbare Begleiter für deine Therapie oder deinen Coaching-Prozess.
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