Stell dir vor, du scrollst in deinem Instagram- oder Facebook-Profil und wirst auf einen Post aufmerksam, der lautet: „Mein neuer Rekord: In 2 Stunden 10.000,- € Umsatz!! Es darf leicht sein!“ Und weiter liest du: „Das kannst DU auch!! In meinem PREMIUM Coaching zeige ich dir WIE, bewirb dich jetzt. Es sind nur noch wenige Plätze frei!“ So einfach funktioniert negative Manipulation im Coaching… Warum es funktioniert und vor allem mit welchen 9 Techniken es funktioniert, erfährst du hier.
Ziele dieses Artikels sind:
1. Ich will dir die Augen dafür öffnen, was online getrieben wird.
2. Damit will ich deine Achtsamkeit fördern, sodass du besser auf dich, dein seelisches Heil und dein Geld aufpasst.
3. Und ich will dich achtsamer werden lassen, dich vor Manipulationstaktiken besser abzugrenzen.
Die in diesem Artikel beschriebenen Manipulationstechniken liegen (leider) absolut im Trend des „online Business“. Nicht jeder Coach mit Gewissen, Werten und Moral verwendet solche unethischen Taktiken. Und deswegen möchte ich nicht jeden Coach in diese Schublade stecken. Doch vor allem im Bereich der (spirituellen) Persönlichkeitsentwicklung und im „B2B“-Coaching (B2B = Business to Business) fällt der fragwürdige Trend der negativen Manipulation besonders auf.
Inhaltsverzeichnis
Definition von Manipulation
Unter Manipulation kannst du verdecktes, un-/bewusstes oder taktisches Vorgehen verstehen, das vorteilhaft für den Manipulator ist. Der Manipulator versucht eine andere Person oder ganze Personengruppen in ihrem Fühlen, Denken und Handeln zu beeinflussen, um daraus Vorteile zu gewinnen. Die Vorteile stehen für die Zielsetzungen und Motive des Manipulators.
An dieser Definition merkst du hoffentlich, dass jeder auf eine gewisse Art und Weise manipuliert. Von der Beeinflussung anderer Personen kann sich kein Mensch freisprechen. Dass Manipulation gewisse Vorteile hat, lernt jeder Mensch bereits im Kindesalter.
- Kinder sind die süßesten Manipulatoren, wenn sie z.B. mit Engelsblick von ihren Eltern versuchen etwas bekommen, was sie wollen (z.B. ein Spielzeug oder Süßigkeiten).
- Eltern sind geschickte Manipulatoren, indem sie z.B. mit Belohnung, Strafe, Aufmerksamkeit oder mit eigenen Emotionen versuchen ihren Kindern Verhaltensweisen beizubringen (z. B. artiges Aufessen und sitzen bleiben am Tisch).
- Therapeuten manipulieren taktisch ihre Patienten, indem sie z.B. gewissen Fragetechniken einsetzen und damit ihre Patienten aus der Reserve locken, damit diese wichtige Zusammenhänge erkennen.
Manipulation heißt in anderen Bereichen auch Führung, Motivation oder Verführung. Deswegen muss Manipulation per se kein negativer Prozess sein. Auch wenn das Wort Manipulation im Alltagsgebrauch zunehmend einen negativen Touch bekommt.
Manipulation wird negativ wegen egoistischer Motive und Vorgehensweisen des Manipulators und wegen kurz- und langfristiger (negativer) Konsequenzen für die manipulierten Personen. Und genau diese prekäre Form der negativen Manipulation findet sich im Coaching-Business wieder.
Warum wird im Coaching negativ manipuliert?
Damit du gleich besser verstehst, wie negative Manipulation im Coaching funktioniert, schauen wir uns zuerst an, warum Manipulation in diesem Business so einen großen Stellenwert hat. Dafür gibt es zwei einfache Gründe:
1. Geld & Macht
Die Motive im Coaching-Business sind selten wahrhaftig selbstlos. Es geht – und das muss man sagen, wie es ist – ums Geld. Wenn du jetzt denkst „War ja klar, Geld regiert die Welt“ – dann steckt da ein Fünkchen Wahrheit drin. Denn die Motive Geld und Macht regieren zunehmend den Coaching-Markt.
Nach außen hin wird das natürlich nicht so offensichtlich gezeigt.
Hier lauten die vordergründigen Motive vielleicht so:
- Anderen Menschen weiterhelfen.
- Die eigene Berufung leben.
- Sich selbst aus einer unbefriedigenden Anstellung befreien.
- Sich selbst ein besseres Leben mit mehr Freiheit und Geld(!) zu ermöglichen.
Hier die hintergründigen Motive:
- Innerhalb kürzester Zeit online Sichtbarkeit erlangen.
- Andere Menschen vom eigenen Erfolg überzeugen und sich einen Status aufbauen.
- Ohne viel Aufwand Dienstleistungen kreieren und diese an Kunden anbieten.
- Schnell Interessenten gewinnen und aus diesen Kunden machen.
- Sich hochpreisig bezahlen lassen.
- Skalieren. Mehr skalieren. Noch mehr skalieren.
- Einflussreich werden, was zu sagen haben, mit anderen Großen mitmischen können.
Zusammengefasst: Mit nicht zu viel Aufwand und innerhalb möglichst kurzer Zeit mit einem Thema, das einen persönlich interessiert möglichst schnell Geld machen und machtvoll werden.
An dieser Stelle sei gesagt: Geld ist nicht schlecht. Mehr Geld zu wollen ist nichts Schlechtes. Sich für seine Arbeit gut bezahlen zu lassen ist auch nichts Schlechtes. „Schlecht“ ist die Umsetzung des Motivs, nicht die Papierscheine an sich.
2. Druck & Sog
Es ist nicht so, dass jeder Mensch, der Coach wird, sofort beginnt negativ zu manipulieren. Vermutlich sogar ein Großteil der Coaches ergreift diesen Beruf aus vordergründigen Motiven: Selbstverwirklichung, sinnstiftende Arbeit, der Wunsch anderen Menschen zu helfen.
Doch wer sich als Anfänger auf dem Markt etablieren will, merkt schnell, wie schwer das ist. Der Markt ist überfüllt von Marktschreiern und Blendern. Wie soll man also hier als kleine unbekannte Nummer bestehen? Das ist der Augenblick, in dem die eigenen Motive kippen. Denn natürlich möchte man als Anfänger wettbewerbsfähig bleiben und gerät damit unter enormen Druck.
Tausende anderer Coaches leben es den Anfängern vor. Sie geben vor, wie der Markt zu funktionieren scheint, was gefragt ist und wie man erfolgreich wird. Sie leben vor, wie man verkauft und sich ein geiles Leben aufbaut. Damit landen die Anfänger im B2B-Bereich und erliegen dem Sog der Marktschreier und Blender.
Zusammengefasst: Blender manipulieren Anfänger. Und diese Anfänger werden ebenfalls zu Blendern. Das ist ein sich selbst aufrechterhaltendes und gegenseitig tragendes System…
Ergänzend muss man sagen, dass Manipulation zum Marketing gehört – und das durchaus nicht nur im Coaching-Business.
Wer fällt der negativen Manipulation zum Opfer?
Um besser zu begreifen, wie Manipulation funktioniert, kommen wir nicht umhin, uns zu verdeutlichen, wer auf diese Mechanismen reinfällt.
Die Antwort ist simpel: Jeder Mensch kann manipuliert werden. Theoretisch kann jeder Mensch ein Opfer von negativen Manipulationen im Coaching werden.
Folgende Faktoren begünstigen die persönliche Anfälligkeit:
- geringes Selbstvertrauen.
- mangelnde Erfahrungen.
- geringe Selbstwirksamkeit.
- weniger ausgeprägte Fähigkeit zu kritischem Denken (z.B. logisches Hinterfragen und Ableiten von kurz- und langfristigen Konsequenzen).
- weniger ausgeprägte Fähigkeit zur Abgrenzung.
- Neigung zu schneller Beeinflussbarkeit oder gewisser Naivität.
- Neigung zu schnellem Beziehungsaufbau mit Menschen (z.B. durch schnelles Anvertrauen oder „hypen“ einer Person).
- Überzeugung man wäre nicht kompetent.
- Gefühle von Unterlegenheit, Unsicherheit und Ängstlichkeit.
So funktioniert negative Manipulation im Coaching
Nun bist du am Kern des Artikels angekommen und kannst (hoffentlich) gleich besser verstehen, WIE negative Manipulation im Coaching funktioniert. Ich beobachte dieses „Coaching-Business“ seit 2016 und fasse hier meine Beobachtungen und Erfahrungen aus Selbstversuchen für dich in 9 Manipulationstechniken zusammen.
Dabei ist nicht jede Technik negativ. Die Art und Weise, wie eine Technik in Kombination mit anderen Techniken eingesetzt wird, bewirkt den entscheidenden Unterschied.
1. Manipulation durch Inszenierung
Inszenierung bedeutet auch Selbstdarstellung der eigenen Person oder des eigenen Unternehmens in einem bestimmten Licht. Die Inszenierung soll für die Zielgruppe anziehend, verlockend, fesselnd, sympathisch, inspirierend, vorbildlich oder sonst irgendwie positiv wirken. Hier 3 Beispiele:
- Frau B., die anderen Frauen zu einem erfolgreichen online Business verhelfen will, präsentiert sich in Social Media stets selbstbewusst, stolz und positiv motivierend. Zufällig ist sie umgeben von Luxusartikeln und präsentiert ihren Reichtum. Dazu gehören Kleidung, Reisen, Autos, Schmuck, Geschenke für sich und ihre Liebsten und ihr Slogan „Ich bin eine Königin! Ich bin es mir wert!“
- Herr S., der anderen Menschen zu ihrem ersten Buch verhelfen will, präsentiert sich in Social Media als erfolgreicher Geschäftsmann und inzwischen Millionär. Das viele Geld, der viele Erfolg und die große Freiheit in seinem Leben begründet er mit dem Verkauf seines ersten Buches. Er motiviert durch seine „Geschichte“ mit etlichen Hürden, Faulheit, fehlender Ausbildung und mangelndem Geld anderen Menschen auch das zu schaffen, was er geschafft hat.
- Frau W., die anderen Frauen zu einer besseren Sexualität verhelfen will, präsentiert sich auf Social Media häufiger mit viel Haut. Sie zeigt öffentlich ihre Kurven, ihre Cellulite, ihre Wäsche und noch mehr Intimität. Sie stellt ihr Selbstbewusstsein, ihre unerschütterliche Selbstliebe und ihr spirituelles Erwachen immer wieder in den Vordergrund. Zudem zeigt sie gerne ihr Wissen und Erkenntnisse aus Ernährung, Yoga, Spiritualität, Sex und Psychologie.
2. Manipulation mit Informationen
Bei dieser Technik geht es um das Streuen von Informationen, die eine Zielgruppe in eine bestimmte Richtung lenken soll. Dabei geht es um die selektive Auswahl der Informationen:
- Es werden nur ausgewählte Informationen zur Verfügung gestellt. Das Ziel ist es den Fokus auf ganz bestimmte Aspekte zu lenken, die attraktiv erscheinen. Zum Beispiel zeigt Herr S. gerne sein Buch, präsentiert Statistiken über seinen Verkauf und gibt sich als erfolgreicher Autor.
- Es werden Überinformationen geboten, bis die Zielgruppe diese beinahe im Schlaf aufsagen kann. Ziel ist es von weiteren wichtigen Aspekten abzulenken und neue Überzeugungen in Körper der Zielgruppe zu kreieren. Zum Beispiel appelliert Frau W. fast täglich an Selbstliebe und wie vieles es im Leben einer Frau verändert, wenn sie sich endlich selbst liebt.
- Wichtige andere Informationen werden verschwiegen oder abgewertet, um die attraktive Einseitigkeit anderer Informationen beizubehalten und zugleich von unangenehmen Wahrheiten abzulenken. Zum Beispiel verschweigt Frau B., dass ihr Weg zu ihrem „erfolgreichen“ online Business sie 3 Beziehungen, 1 Ehe, viele Freundschaften und viel Gesundheit gekostet hat. Sie verschweigt auch, was wirklich dazu gehört, um selbstständig etwas Eigenes aufzubauen: viel Arbeit, Fleiß, Geduld, Beständigkeit, Misserfolgstoleranz, Stressresistenz uvm.
- Informationen werden mit Schlagworten oder Fremdworten aufgefüllt. Damit wird aus einer Sache mehr gemacht, als tatsächlich dahinter steckt. Fremdworte sorgen zudem dafür, dass der Coach noch mehr als „Experte“ heraus sticht. Frau W. spricht gerne von Transformation, Manifestation, höherem Selbst, Awareness und Embodiment.
3. Manipulation durch Wiederholung
Kein Coach präsentiert seinen Erfolg, seine Person, seine Dienstleistungen oder sein Wissen nur ein Mal. Vor allem online würde man so niemandem im Gedächtnis bleiben.
Wiederholt werden alle hier genannten Techniken auf allen erdenklichen Ebenen: Bild, Video, Text, Ton. Und natürlich auf allen möglichen Kanälen wie Website und Social Media.
Du kannst dir das so vorstellen: Du musst etwas nur oft genug, intensiv genug und mit ausreichender Überzeugungskraft hören, sehen oder lesen und bald beginnst du selbst daran zu glauben.
4. Manipulation durch Versprechen
Versprechen sind ein Lockmittel, mit dem Coaches aus ihrer Zielgruppe Kunden gewinnen. So wird den Anfängern im Coaching-Business explizit eingetrichtert, dass sie ausschließlich über Ergebnisse ihrer Arbeit sprechen sollen. Nicht etwa über Herangehensweisen oder die Zusammenarbeit an sich, sondern über garantierte Ergebnisse. Als Coach soll man den Menschen genau das geben, was sie hören wollen.
Typischerweise sind solche Versprechen groß, allumfassend und „transformierend“. Vor allem werden schnelle Ergebnisse versprochen. Sprich man blendet mit einem Idealzustand in einem ideal verlaufenden Prozess. In der Regel können keine dieser Versprechen eingehalten werden. Doch die geblendeten und reizüberfluteten Kunden sind zu diesem Zeitpunkt so weichgekocht und voller Hoffnung, dass sie die Zuverlässigkeit der Versprechen nicht mehr hinterfragen.
Im B2B wird z.B. oft eine schnelle Sichtbarkeit durch geniales Branding mit ausgeklügeltem Marketing und damit schnelle Einnahmen hoher monetärer Beträge versprochen. Also quasi das, was sich ein Anfänger im Coaching-Business so sehr wünscht. Frau B. verspricht ihrer Zielgruppe, dass viel Geld dann möglich wird, wenn sich die eigene Denkweise verändert. Zufällig ist Frau B. genau die perfekte Person für die Arbeit am Mindset. Auch verspricht sie gerne bereits die ersten 5-6-stelligen Umsätze innerhalb von 60 Tagen. Und sie verspricht ihren Kunden ganz genau zu zeigen, WIE das geht.
Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung werden tatsächlich oft versteckte „Heil“-Versprechen gemacht. Indirekt merkst du diese an Sätzen wie „In meinem Coaching befreie ich dich von deinen Ängsten und Blockaden. Ich löse deine negativen Glaubenssätze auf. Ich bringe dich in dein höheres Selbst. Etc.“ Frau W. verspricht, dass ihre Klienten innerhalb eines online Programms endlich in Selbstliebe und eine befreite Sexualität finden und die Göttin in sich erwecken.“ Auch sie verspricht ihren Kunden ganz genau zu zeigen, WIE das geht und garantiert alle Ergebnisse ihres Coachings.
5. Manipulation durch Erzeugen von Druck
Hier wird durch verschiedene Maschen Stress und Druck bei einem potenziellen Kunden erzeugt. Diese Technik wird erst kurz vor einem „Kauf“ eingesetzt. Ziel ist es den potenziellen Kunden möglichst vom klaren Denken abzuhalten und ihn unter Druck eine voreilige Entscheidung treffen zu lassen.
Bei dieser Art der Manipulation werden provokative Fragetechniken eingesetzt, um den potenziellen Kunden in eine Sackgasse zu bringen. Frau B. stellt gerne die Frage: „Wie lange willst du auf dem Portemonnaie deines Mannes hocken? Willst du immer das Hausfrauchen spielen und dein Leben einem Mann widmen, der dich gar nicht richtig anerkennt?“
Eine andere Masche sind Kommentare, die einen potenziellen Kunden bei einer negativen Entscheidung (z.B. kein Kauf eines Coaching-Pakets) diskreditieren. Das kann so etwas sein, wie „Du wirfst die beste Chance deines Lebens weg. Das ist dein Muster und deswegen hattest du bisher nie Erfolg.“
Auch werden Bedingungen aufgestellt, die Druck verursachen und den potenziellen Kunden zu einer schnellen Entscheidung zwingen. Begrenzte Plätze in einem Coaching-Programm, nur eine Chance auf 10 % Rabatt oder nur ein Tag für eine Entscheidung. Frau B. sagt gerne zu Frauen, dass sie sich für ihr Programm bewerben müssen und dass nur diejenigen ins Coaching kommen, die sich qualifizieren.
Gerne werden Vorhersagen getroffen, z.B. darüber, was passiert, wenn eine Person sich gegen ein Coaching entscheidet. Frau W. sagt: „Du wirst weiterhin ein Opfer der Gesellschaft bleiben und dich von der Schönheitsindustrie manipulieren lassen. Deine nächste Beziehung wird wieder in einem Drama enden und du wirst wieder leiden und dich selbst weiter hassen. Wenn du dich nicht jetzt für dich entscheidest, entscheidest du dich gegen dich. Wie oft willst du das noch tun?“
Es gibt weitere unfaire Maschen, wie Übertreibungen oder das Verdrehen von Aussagen. Alles zum Ziel eine Person zu vernebeln und in eine Stress- und Druck-Situation zu bringen.
6. Manipulation durch Erzeugen von Gefühlen
Alle Entscheidungen unseres Lebens treffen wir auf der Grundlage unserer Motive. Hinter jedem Motiv und damit hinter jeder Entscheidung verbergen sich Emotionen. Es ist ganz natürlich, dass wir uns von unseren Gefühlen leiten lassen. Genau dieses Prinzip machen sich Coaches zunutze. Diese Manipulation erfolgt in der Regel in 3 Schritten:
Schritt 1: Hochfahren positiver Gefühle
Bevor ein potenzieller Kunde sich überhaupt für ein Coaching interessiert, müssen seine Aufmerksamkeit und sein Interesse geweckt werden. Das passiert durch verschiedene Techniken. Vor allem sogenannte Motivationscoaches sind Spezialisten darin andere Menschen in Begeisterung zu versetzen. Die daran geknüpften Emotionen sind Freude, Begeisterung, Hoffnung, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Vertrauen oder Zuneigung. Auch wird die Motivation gestärkt und der potenzielle Kunde bekommt die Möglichkeit sich auf gewisser Ebene mit dem Coach zu identifizieren oder Fantasien zu entwickeln „auch so viel Erfolg“ erleben zu wollen.
In Schritt 1 wird der potenzielle Kunde emotional weich und damit „unvernünftig“ gemacht und für die folgenden Schritte geöffnet. Frau W. suggeriert gerne dem Herzen zu folgen. Sobald eine Frau versucht etwas zu hinterfragen und sich traut kritische Fragen zu stellen konfrontiert Frau W. mit: „Jetzt meldet sich dein Ego. Es will dir die Chance auf Glück verwehren. Ich sehe in die dein wahres Leuchten. Du musst deiner Herzensenergie vertrauen.“
Schritt 2: Erzeugen unangenehmer Gefühle
Der potenzielle Kunde äußert irgendwann sein Interesse und der Kontakt zum Coach intensiviert sich. Das kann durch regelmäßigen Nachrichtenaustausch erfolgen. Oder der Interessent bucht ein Vorgespräch mit dem Coach. Ab diesem Zeitpunkt tritt Schritt 2 in Kraft. Hier geht es darum dem potenziellen Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass er es ohne die Hilfe dieses Coaches nicht weit bringt. Denn der potenzielle Kunde kommt mit geweckten Wünschen und Hoffnungen zu diesem Coach. Also macht sich der Coach unentbehrlich. Das erfolgt durch das Erzeugen unangenehmer Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Beunruhigung oder Ungeduld.
Angst ist ein sich selbst verstärkendes Gefühl. Es lähmt das logische Denken und versetzt die betreffende Person in eine Art Starre. Gerne wird mit der Angst gespielt Fehlentscheidungen zu begehen. Deswegen soll der potenzielle Kunde in Angst versetzt werden, dass er einen Fehler begeht und eine ganz wichtige Chance verpasst, wenn er sich gegen das Coaching entscheidet. Dieser Schritt erfolgt so ausgeklügelt, dass es dem potenziellen Kunden unbewusst bleibt.
Schritt 3: Verstärkung unangenehmer Gefühle
Schritt 3 erfolgt ab dem Punkt, wenn der potenzielle Kunde weiterhin Bedenken äußert und mehr Zeit für seine Entscheidung haben will. Bedenken können sein: „Ich weiß nicht, wie ich so viel Geld aufbringen soll.“ Oder „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Coaching mit meinem Alltag vereinen kann.“
Die bereits erzeugten unangenehmen Gefühle werden jetzt weiter verstärkt. Das Ziel ist es den potenziellen Kunden in eine noch unangenehmere Lage zu bringen, wenn er sich nicht (sofort) für das Coaching entscheidet. Zusätzlich werden Druck und Stress ausgelöst. Nicht selten wird der Interessent in die Lage gebracht, sich für seine Bedenken zu rechtfertigen. Die hier verstärkten Gefühle sind Hoffnungslosigkeit, Angst, Schuldgefühle, schlechtes Gewissen, Verzweiflung, Zweifel und Sorge. Auch diese Masche wird subtil eingesetzt.
Zum Beispiel zeigt Herr S. in Schritt 3 seine Gefühle: „Schade, dass du immer noch zweifelst. Ich habe mir extra die Zeit für dich genommen. Dabei sind meine Ressourcen wirklich begrenzt. Ich glaube, dass in dir viel Potenzial steckt. Und ich kann das wecken. Jetzt bin ich enttäuscht, dass du einen Rückzieher machst, obwohl du anfangs so begeistert warst. Jetzt brenne nur noch ich für deinen Wunsch und du steigst aus.“ Frau B. sagt gerne: „Wenn du dich nicht entscheiden kannst, willst du nicht wirklich, dass du ein besseres Leben führst.“
Kommt es tatsächlich dazu, dass der potenzielle Kunde einen Tag zum Überlegen bekommt, kann es sein, dass er wieder in Schritt 1 landet. Dadurch erlebt er eine wahre Achterbahn der Gefühle und wird so vernebelt, dass eine positive Entscheidung für den Kauf eines Coachings erleichternd wirkt.
Vor allem auf Massenveranstaltungen, wie auf #DKSBL, werden Gefühle so richtig krass angeheizt und dann, auf dem Höhepunkt des emotionalen Zustandes, eine Entscheidung abverlangt. Das Prinzip der emotionalen Manipulation koppelt sich hier mit der Massenpsychologie.
7. Manipulation durch Triggern von Schmerzpunkten
Anfängern im Coaching-Business wird diese negative Manipulation so beigebracht: „Als erstes musst du den Leuten zu verstehen geben, dass du ihren tiefsten und schlimmsten Schmerz kennst. Und dann präsentierst du ihnen die Ergebnisse, die du mit deinem Coaching garantierst. Die Ergebnisse sind natürlich genau der Zustand, in den die Leute hinwollen.“ Das Triggern von Schmerzpunkten wir gerne mit der Manipulation durch Versprechen kombiniert.
Diese Technik besteht darin die Zielgruppe immer wieder daran zu erinnern, dass sie ein Problem oder im besten Fall mehrere Probleme hat. Die Darstellung der Probleme erfolg detailliert und emotional geladen. Das Ziel ist es, dass die Zielgruppe den Eindruck bekommt, dass der Coach sie wirklich gut kennt und versteht. Das weckt Vertrauen, Sympathie und Verbundenheit. Weiteres Ziel ist es der Zielgruppe zu zeigen, dass ein Problem aus einem langen Rattenschwanz besteht und ein zufriedenes Leben schier unmöglich wird. Nur mit Hilfe dieses einen Coaches soll es möglich werden all den Ballast loszuwerden.
Triggern von Schmerz ist ein „moderner“ Bestandteil von Verkaufsstrategien sowohl im B2B, als auch in der Persönlichkeitsentwicklung. Ein besonders beliebter Schmerzpunkt ist ein niedriges Selbstwertgefühl. Dieser innere Zustand wird schamlos ausgenutzt, um die Zielgruppe zu kaufbereiten Interessenten zu machen.
8. Manipulation über Bedürfnisse
Jeder Mensch hat zugrunde liegende Bedürfnisse und strebt danach diese zu befriedigen. Bedürfnisse werden auch als tiefe persönliche Sehnsüchte wahrgenommen. Bei dieser Technik bedienen sich Coaches genau dieser Bedürfnisse. Zuerst wird dafür die Zielgruppe analysiert und das Wissen aus der Maslowschen Bedürfnishierarchie genutzt. Anschließend wird perfide jedes Bedürfnis ausgenutzt, um aus der Zielgruppe Kunden zu gewinnen.
– Bedürfnis nach Sicherheit
Eine Person möchte nicht in Ungewissheit oder Unsicherheit leben. Das kann sich auf die finanzielle, gesundheitliche, berufliche, partnerschaftliche Situation oder Wohnsituation beziehen. Diese Person möchte nicht jeden Tag bangen, voller Sorgen sein oder sich in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt fühlen. Sie möchte Stabilität, einen sicheren Rahmen im Leben und Verlässlichkeit.
– Bedürfnis nach Wichtigkeit
Eine Person möchte sich nicht wie die Bratpfanne im Schrank fühlen, sondern wie ein wichtiger, besonderer Mensch, der Anerkennung, Respekt, Wertschätzung und Liebe verdient. Andere Worte sind: unverzichtbar sein, dazugehören,
– Bedürfnis nach Sichtbarkeit
Eine Person möchte nicht das Gefühl haben für seine Mitmenschen unsichtbar zu sein, nicht richtig erkannt, gesehen und verstanden zu werden. Diese Person möchte gesehen werden, möchte, dass ihr auch zugehört wird und sie wahrgenommen wird.
– Bedürfnis nach Nützlichkeit bzw. Sinnhaftigkeit
Eine Person möchte nicht das Gefühl haben keinen Sinn und Zweck zu haben, also nutzlos zu sein. Diese Person möchte eine Aufgabe, mit der sie sich identifiziert und mit der sie einen Nutzen für sich oder andere Menschen erfüllt.
– Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
Eine Person möchte nicht plump das Leben eines andere Menschen wiederholen oder stupide so leben, wie es scheinbar von der Gesellschaft erwartet wird. Diese Person strebt danach herauszufinden, wer sie ist, was sie ausmacht und ihre Potenziale individuell im Leben zu verwirklichen.
– Bedürfnis nach Macht oder Einfluss
Eine Person möchte kein 08/15 Leben fristen und in der breiten Masse als Mitläufer untergehen. Diese Person hat den Drang etwas zu sagen zu haben, Einfluss auf andere zu haben und etwas zu bewirken. Stärke, Erfolg, Unabhängigkeit, Verehrung, Ansehen oder Prestige sind wichtige Komponenten für diese Person.
Die Manipulation erfolgt meist so, dass ein Bedürfnis in der Zielgruppe immer wieder geweckt wird. Als Nächstes wird garantiert, dass der Schritt in ein Coaching eine Erfüllung des Bedürfnisses garantiert.
9. Manipulation mit Geld
Bei Geld scheiden sich die Geister, so sagt man. Geld ist ein sensibles Thema, über das öffentlich bis vor ein paar Jahren nicht so gesprochen wurde, wie es heute der Fall ist. Als negative Manipulation im Coaching ist der Missbrauch von Geld nicht mehr wegzudenken. Folgende Maschen sind besonders häufig vertreten:
- Offenlegen eigener Einkünfte, bei denen der Zielgruppe regelrecht der Mund vor Staunen nicht mehr zugeht. Zum Beispiel mit Statistiken, Screenshots oder stolzen Kommentaren (wie am Anfang des Artikels). Parallel wird immer wieder darauf beharrt, dass diese Einkünfte mit „Leichtigleit“ generiert wurden.
- Provokation mit Luxus, Reichtum oder mit Geldscheinen. Zum Beispiel, in dem man sein eigenes Kind dabei fotografiert oder filmt, während es mit vielen hohen Geldscheinen spielt, das Foto/Video veröffentlicht und drunter schreibt „Mit Geld spielt man doch.“ Die Ziele sind: Aufmerksamkeit bekommen, im Gedächtnis bleiben und Sehnsüchte wecken.
- Anlocken mit Geld-Versprechen. Klassischerweise lauten die Versprechen etwa so: „Ich zeige dir, wie du in 5 Wochen dein erstes 6-stelliges Einkommen generierst!“ Auch hier gekoppelt mit „Leichtigkeit“ und natürlich mit einer „simplen 3-Schritte-Strategie“, die suggeriert, dass man für viel Geld eigentlich nicht viel tun braucht.
- Verkauf eigener Coaching-Produkte zu Hochpreisen. Bereits in „Schattenseiten des Coaching“ habe ich auf diese negative Manipulation aufmerksam gemacht. Hochpreisig bedeutet hier nichts unter 2.500 € in der Persönlichkeitsentwicklung und im B2B landet man schnell bei 10.000 €. Das Ziel ist: Den Kunden weiß machen, dass sie für höhere Preise bessere Leistungen und bessere Resultate bekommen. Zudem soll der Kunde glauben, dass er viel bezahlen MUSS, wenn er wirklich etwas verändern WILL. Hohe Preise sind quasi wie ein Beweis für Motivation und Wille.
Zusammenfassung
Wie ich auch hier schon geschrieben habe, ist negative Manipulation im Coaching keine Ausnahme, sondern Alltag. Leider…
Ich denke an die Menschen, die sich für ein Coaching interessieren und schamlos über den Tisch gezogen werden. Denen haltlose Versprechen gemacht werden und die vielleicht am Ende mit noch mehr seelischem Leid fallen gelassen werden.
Ich denke an Coaches, die in diese Machenschaften geraten und sich von anderen vermeintlich erfolgreichen Coaches manipulieren lassen.
Ich denke an diesen schmutzigen Markt und kann nicht anders, als mich für so viel Respektlosigkeit, Ehrlosigkeit, und Wert(e)losigkeit fremd zu schämen.
- Manipulation ist Alltag und an sich nichts Negatives. Manipulation wird negativ durch Motive und Techniken der Manipulatoren und Konsequenzen, die es für die Manipulierten hat.
- Nicht jeder Coach bedient sich negativer Manipulation. Es gibt auch wirklich gute Coaches, die fair, ethisch und menschlich arbeiten. Man muss etwas nach ihnen suchen. Oft verschwinden sie in der Masse, weil sie nicht so wettbewerbsfähig sind.
- Jeder Mensch kann manipuliert werden. Manche Menschen sind etwas anfälliger dafür, als andere.
- Negative Manipulation im Coaching regiert dieses Business, weil es um Macht und Geld geht. Jeder, der diesen Markt betritt, wird von Druck und dem Sog mitzuhalten, verschluckt.
Die Frage, die am Ende bleibt: Muss das der dominante Weg sein?
Danke für deine Zeit und Aufmerksamkeit!
Tatjana
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20 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für diesen sehr umfangreichen und leider zutreffenden Beitrag! Ich habe leider auch gerade für ein Online-Coaching knappe 9000 Euro (!) bezahlt. Es geht drei Monate lang, die wirklichen Live-Kontakte in einer Gruppe von 9 bis 10 Leuten beschränken sich allerdings auf einmal pro Woche, sprich: insgesamt 12 mal Live. Ansonsten ist das Konzept mehr oder weniger seit vielen Jahren online hinterlegt, man kann verschiedene Meditationen etc. abrufen. Steht aber m.E. nicht im Verhältnis zum Preis. Viele Dinge habe ich hier wieder entdeckt: „Ich sehe sooo viel Potential in Dir.“ „Ich nehme auch nicht jeden“. „Wenn Du zu viel drüber nachdenkst, meldet sich das Ego und dann verpasst Du Deine Chance“. Und, und, und. Das Programm an sich ist ja prinzipiell nicht schlecht, vom Preis-Leistungs-Verhältnis her stimmt es nur eben einfach nicht und die Methoden der Akquise stoßen mir auch übel auf. Es ging mir tatsächlich zum damaligen Zeitpunkt so schlecht, dass ich nach jedem Strohhalm gegriffen hätte. Sonst hätte ich vermutlich diesen Preis nicht bezahlt.
Liebe Nora,
vielen Dank, dass du deine Erfahrungen teilst.
Ich bin einerseits erschrocken, mit welcher Summe und auf welche Art und Weise du in ein online Coaching gelockt wurdest. Andererseits deckt sich deine Erfahrung mit den Erfahrungen vieler anderer „Betroffener“. Ich sehe mich mal wieder darin bestätigt, welche unmoralischen Methoden auf diesem „Coaching-Markt“ betrieben werden. Ich finde das beschämend und traurig.
Leider funktioniert dieses System besonders gut bei verzweifelten Menschen. Bei solchen, denen es schlecht geht, die Hilfe brauchen und nach jedem Strohhalm greifen würden. Ich fürchte deine Situation passte damals ganz gut dazu oder?
Ich wünsche dir das Beste für deine Zukunft und hoffe, dass du aus diesem online Coaching das Maximum für dich herausholst. Was ich dir auch wünsche: Wenn du unzufrieden bist mit diesem online Coaching, scheue dich nicht das mit der zuständigen Person zu thematisieren! Bestehe auf deine Rechte und verlange Lösungen. Wenn du schon 9000 € für ein Gruppenprogramm(?) bezahlst, darfst du als Kundin nicht hinten rüber fallen.
Alles Liebe und Gute für dich,
Tatjana
Ich finde Ihren Artikel hervorragend! Danke dafür.
Ich wünschte, ich hätte diesen Artikel vor einem halben Jahr gelesen.
Ich habe selbst negative Coachingerfahrungen gemacht…auch wenn ich (zum Glück) wohl verhältnismäßig wenig Geld bezahlt habe. Dennoch waren es für mich 500€, die ich zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht hatte, man kam mir aber mit einer Ratenzahlung „entgegen“, denn man „wäre ja nicht so“.
In dem Coaching waren 10 Onlinesessions mit ca. 30 anderen Teilnehmerinnen sowie ein Jahr Zugang zu den Auszeichnungen enthalten.
Begonnen habe ich das Coaching damals, als ich aufgrund eines persönlichen Verlustes in einer emotionalen Schieflage war. Außerdem habe ich mich schon länger mit persönlicher Weiterentwicklung beschäftigt, bin einigen „großen“ Coaches auf Instagram gefolgt etc.
Ich kann einfach nur alles bestätigen, was in diesem Artikel hier steht. Oft wurde uns als Teilnehmer gesagt, das wir selbst schuld wären, wenn wir keinen Erfolg haben….das wir nicht genug für unseren Traum kämpfen usw. Das wir nicht „genug All-In gehen“, das wir nur Ausreden suchen. Und das uns nichts – kein Job, keine Familie, keine Beziehung – von unserem großen Traum abhalten sollte, wenn wir wirklich unser eigenes Leben leben wollten.
Alles was ich aus dem Coaching mitgenommen habe war, das ich selbst nicht mehr wusste wer ich eigentlich bin und in eine mehrmonatige depressive Phase gerutscht bin. Ich dachte wirklich, ich bin falsch, weil ich diesen einen Traum, für den ich alles andere aufgegeben hätte, nun mal nicht habe. Es wurde einem ständig suggeriert, das das Leben das man bis jetzt geführt hat, nicht lebenswert ist. Das man selbst nicht richtig ist, weil ständig neue „Trigger“ und „negative Glaubenssätze“ aufgetaucht sind, die es zu „heilen“ galt. Das es mehr Freiheit, mehr Geld…braucht um jemand zu sein.
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, das dem nicht so ist.
Im Nachhinein macht es mich traurig bis wütend zu sehen, wie sehr Menschen – die eigentlich Hilfe suchen – manipuliert werden. Ich hatte mich dadurch komplett selbst verloren.
Liebe Nicole,
es stimmt mich nachdenklich und traurig deine Erfahrungen zu lesen und es macht mich wütend und bestätigt leider meinen Eindruck von so manchen schwarzen Schafen auf dem Coaching-Markt. Es tut mir aufrichtig leid, dass du so negativ manipuliert, so falsch betreut und behandelt wurdest und scheinbar auch noch fahrlässig gecoacht wurdest… das ist wirklich bitter. Und es geht hier nicht mal um das Geld, wobei 500€ auch viel Geld sind, vor allem, wenn eh nicht viel da ist… doch es geht um die Art und Weise, wie und vor allem welche Inhalte vermittelt wurden und welche weitreichende Auswirkung sie auf dich hatten.
Ich bin froh, dass du diese negativen Manipulationen erkannt hast und ich hoffe, dass du dich von all diesem „Bullshit“ distanzieren kannst und vor allem, dass du jemanden gefunden hast, wo dir besser geholfen werden kann.
Es gibt einen kleinen „Vorteil“ an dieser bösen Geschichte: Durch deine Erfahrungen kannst du andere Menschen aufklären und davor schützen auf solche gefährliche Manipulationen reinzufallen. Und du wirst selbst so schnell, dank deiner Selbstreflektion, nicht mehr auf solche Maschen reinfallen.
Alles Liebe für dich!
Tatjana
Klug und wunderbar erklärend-einleuchtend geschrieben. Lieben Dank dafür.
Liebe Claudia,
vielen Dank für dein positives und lobendes Feedback!
Alles Liebe,
Tatjana
eine sehr interessante und erleutende zusammenfassung der kundengewinnungstaktiken. ich schaue mir oft kostenlose workshops an und finde immer auch gute aspekte drinnen. in dem moment, wo es um seminare um mehrere tausend eur geht, klinke ich mich dann aus. was mich schreckt und traurig macht ist, dass glück mit geld gleichgesetzt wird. es ist erwiesen, dass dort, wo viele arme leute leben, mehr zufriedenheit ist als in den reichen ländern. wir leben in einer mangelgesellschaft obwohl wir eigentlich „viel“ haben.
ein anderer gedanke, was wäre, wenn jede/r zb in deutschland den beruf coach hätte???
Vielen Dank für den Text. Ich verfolge den Coachingsektor seit Jahren mit makabrer Faszination, gleichzeitig verachte ich die Perfidität, mit der hier mit Leidensdruck und unter Ausnutzung systemischer Versorgungslücken in der richtigen Psychotherapie Kasse gemacht wird. Ich wünsche mir, dass in der psychologischen Fachwelt ein ähnlicher organisierter Backlash gegen die Coachinglandschaft entsteht wie mittlerweile in der Medizin gegen Homöopathie, bis dahin sind solche Artikel ein wichtiger Anfang.
Hallo Tatjana,
danke für diesen ehrlichen und augenöffnenden Artikel! Wenn’s ums Geld geht, verlieren leider viele ihre Moral.
Einerseits verstehe ich die Absicht, etwas Gutes und Sinnvolles tun und davon leben zu wollen. Denn viele arbeiten in unbefriedigenden Jobs und möchten einfach raus aus dieser Tretmühle und weg von der Willkür ihrer Arbeitgeber. Andererseits müssen sie sich etwas einfallen lassen, um von ihrer „Berufung“ auch leben zu können. Und wie du schon schreibst: Wer es auf ehrliche Weise macht, wird in der Masse schnell untergehen. Das ist das Dilemma dieser Welt, warum Geld zu oft über die Moral regiert.
Was wäre die Lösung?
Ich denke, letztendlich verblendet uns Menschen die Idee, dass mehr Geld, viel Luxus und das Leben im Überfluss uns glücklich machen. Weil wir das nicht aus unseren Köpfen herausbekommen, wird es diese unlauteren Methoden für den großen Gewinn immer geben. Egal in welcher Branche. Das ist sehr, sehr schade.
Ich hoffe, dass dein Beitrag viele vor einer negativen Manipulation bewahrt.
Liebe Grüße
Annabel
Vielen Dank für diese ausführliche Recherche und Analyse. Diesen Artikel sollten alle lesen, die überlegen, mit einem Coach zu arbeiten. Beste Grüße
Gerade Manifestations-Coaches sind so schwierig mit Manipulation. Ich kenne fast niemanden, dem man da zu 100% vertrauen kann und das schlimme: wenn es einen wirklich gibt, der keine bösen Absichten hat, wurde das Vertrauen bereits von anderen Coaches geschmälert.
Daher frage ich mich auch ob jemand hier Nicolespov bzw. Nicolefrizler auf Instagram/YouTube/TikTok kennt? Sie macht genau so was und hatte eigentlich lange gedacht, dass man ihr vertrauen kann.
Jedoch treffen hier einige Punkte zu (natürlich nicht alle) und mein Denken kommt ins Schwanken. Ich hatte Mal nach einem Coaching angefragt und meine Situation erklärt. Dass kein Platz mehr frei war, war okay. Aber sie konnte mir nicht erklären ob es an der Art der Zahlung lag (konnte nur per Ratenzahlung bezahlen) oder eben an meiner Situation.
Denn sie preist auch immer an, dass beim Manifestieren die Umstände egal sind. Wenn sie sich aber nicht an Menschen mit Depressionen rantraut, sollte sie solche Äußerungen wohl nicht tätigen, denn egal wie, was das Geld angeht, hätte wohl jeder Coach mitgemacht. Passt wirklich auf, welchen Coaches ihr traut und diese noch so nett und vertrauenswürdig wirken! 99% erzählen einfach nur Quatsch.
Danke für den tollen Artikel.
Ich bin selbst Coach und merke, dass sich bei mir die Nackenhaare aufstellen bei deiner Recherche.
Wir können wir als ethische Coaches sichtbarer werden? Plattform gründen?
Hallo,
danke für dein ehrliches Feedback. Auch mir wird immernoch ganz anders, wenn ich recherchiere oder Betroffene sich bei mir melden. Die gleiche Frage treibt mich auch um. Eine Plattform erscheint mir eine gute Idee, die ich auch schon seit längerem habe.
Liebe Grüße,
Tatjana
Liebe Tatjana,
ich habe zweimal wirklich genau all das was du beschreibst erlebt. Zusätzlich wurde noch im Vorfeld ein Preis besprochen der dann letztendlich einfach nicht stimmte also z.B dreimal 180 €, was dann letztendlich 12 x 180 € für das mindestpaket sind es werden die Leistungen von dem Platin Paket angeboten welches ca 10.000 € kostet. Bei dem zweiten Gespräch und den zweiten Anbieter habe ich sogar noch mal nachgefragt kommen außer diesen dreimal 180 € noch mehr Kosten auf mich zu das wurde verneint. Nach anderthalb Stunden Verkaufsgespräch mit Informationen die ich schon längst hatte kam dann raus dass dieser Preis einfach nicht stimmt. Ich hörte sogar wenn ich dir die Pistole an die Stirn halte und sage Zahl jetzt monatlich die 180 € oder nicht was machst du dann ich habe gesagt dann drück ab.
Auf beiden Internetseiten waren keine Preise und keine Leistungen notiert.
Warum ist das so? Ich verstehe es nicht dass die vielleicht reiche Menschen abzocken wollen okay aber doch nicht kranke Menschen denen es finanziell nicht gut geht…
Liebe Grüße von der sehr entsetzten Silvia
Liebe Silvia,
vielen Dank, dass auch du hier deine Erfahrungen geteilt hast. Leider deckt sich deine Beschreibung mit den Erfahrungen vieler anderer Menschen, die ebenfalls in die Abzock-Fallen geraten. Ich hoffe bloß, dass du einen weiten Bogen um diese schlechte Masche gemacht und nichts gebucht hast, was dich in finanzielle Probleme gestürzt hat.
Zu deiner Frage: Warum ist das so?
Ich fürchte darüber könnten wir ein Buch schreiben….
1. Weil es noch funktioniert. Weil es Menschen gibt, die darauf reinfallen.
2. Weil man mit Leid, Kummer und Not Geld machen kann. Und so wird auch Geld gemacht in dieser Branche. Menschen haben ein Problem und wollen Hilfe und je höher der Leidensdruck oder der Veränderungsdruck ist, desto eher lassen sich manipulative Taktiken umsetzen.
3. Weil diese Coaches, Gurus, Heiler und selbsternannte Millionäre keine Konsequenzen fürchten müssen. Entweder sie haben ihren Firmensitz im Ausland oder sie setzen sich sogar persönlich ins Ausland ab und sind nicht auffindbar oder aber sie haben ausgeklügelte Verträge, aus denen die „Opfer“ nicht austreten können. Und fast am Schlimmsten finde ich, dass es bundesweit noch keinen Schutz für Verbraucher*innen gibt. Wer auf unseriöse Coaches reinfällt, bleibt in den meisten Fällen allein auf den Konsequenzen sitzen.
Ich wünsche dir alles Gute! Wenn du in Not bist und Hilfe brauchst, dann mache dir bitte immer bewusst: Die Personen, die du dir als professionelle Unterstützung heranholst, müssen sich bei dir beweisen, sie müssen dir Rede und Antwort stehen, sie müssen für dich und in deinem Sinne arbeiten. Wenn schon von Anfang an klar ist, dass du in ein fremdes System gepresst wirst, bei dem dir unter Druck etwas aufgezwungen wird, halte lieber Abstand.
Herzliche Grüße,
Tatjana
Auch ich habe mal vor einigen Jahren eine schlechte Erfahrung im Bereich Coaching gesammelt. Ich steckte in einer beruflichen Sackgasse. Auf Empfehlung einer Person aus meinem nahen Bekanntenkreis habe ich dann den Gang gewagt und nach 6 Sitzungen beendet. Wieso? Handfeste Referenzen und den Nachweis einer Qualifikation in dem Segment lagen nicht vor. Darüber hab ich in der ersten Sitzung hinweggeschaut, da die Empfehlung aus dem Bekanntenkreis kam (Fehler). Bei der 2. Sitzung wurde ich sehr hellhörig, es fielen Sätze, wie Coaching ist eine langfristig ausgelegte Sache, was grundsätzlich sein kann aber nicht sein muss oder Sätze wie: „ich nehme nicht jeden“. Bei der 3. Sitzung bemerkte ich, dass die Räume immer gleich aussahen, die Unterlagen, die vor 4 Wochen auf dem Tisch lagen, lagen weiterhin 1 zu 1 unverändert da. Es erweckte bei mir den Eindruck, dass in den Räumen wohlmöglich keine Aktivitäten stattfinden. Bei der 4. Sitzung verließ ich kurz den Raum und als ich zurückkam, lag ein sauber gefaltener Geldschein auf meinem Stuhl. Im Wissen, dass ich nie Bargeld bei mir trage und erst recht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geldschein so sauber gefaltet aus der Tasche fallen kann, ziemlich gering ist, bekam ich ein unwohles Gefühl. Ich sprach den Coach darauf und teilte mit, dass mir der Geldschein nicht gehören würde. Auch sollte ich eine Präsentation zu einem Thema aufbereiten, welches keinen Bezug zu meinem damaligen Problem hatte. Diese sollte ich dann dem Coach zukommen lassen. Im Nebensatz fiel, der Coach würde das Wissen der Coachees für andere Coachingsessions nutzen. Dies habe ich dann natürlich unterlassen. In der 5. Sitzung wurden Schemata getriggert, um negative Gefühle zu erzeugen. Hierbei bemerkte ich, dass auf Schemata aus dem Bekanntenkreis zurückgegriffen wurde und die erneut nichts mit meiner Thematik zu tun hatten. Bei der 6: Sitzung wollte ich dann endlich meine Thematik angehen. Hierbei strich man mir sanft über die Hand und sagte: „ich habe Schulden, ich bin ein/-e Geschäftsmann/-frau.“ Da zog ich die Reißleine und habe das Coaching sofort abgebrochen. Ich bekam handschriftlich gefertigte Grusskarten Nachhause geschickt, um wahrscheinlich wieder das Coaching zu beginnen. Diese habe ich aber sofort entsorgt. Im Nachgang kreuzten sich unsere Wege auf einer privaten Veranstaltung auf der mich die Person keines Blickes würdigte. Den Kontakt zur Person aus dem Bekanntenkreis habe ich dann ebenso abgebrochen, ich erfuhr, dass diese Person in der gleichen Situation (Schulden und Scheidung) wie der Coach steckte.. Seitdem bin ich sehr vorsichtig geworden was das Thema Coaching angeht bzw. Coaching kommt für mich nicht mehr in Frage. Ferner hat mich diese Erfahrung gelehrt, dass man Menschen, die man auch lange kennt, nur vor den Kopf gucken kann.
Wirklich unglaublich treffend erklärt!
Dankeschön dafür!
Mein Bauchgefühl hat genau das die ganze Zeit gespürt und ich konnte es nicht fassen und ausdrücken.
Danke, du hast mich mit deinen Worten gerade vor einer großen Fehlinvestition bewahrt.
Stefan
Liebe Tatjana,
es ist schon ein echtes Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass deine (wunderbar ausführlichen) Darlegungen mitunter auch auf die Branche der Psychotherapie (z. B. Psychologisches Coaching, Heilpraktiker für Psychotherapie usw.) zutreffen. Aus Erfahrung kann ich berichten, wie dort teilweise mit denselben perfiden Methoden Manipulation betrieben wird. Ängste und Bedürfnisse der Hilfesuchenden, die sich ohnehin bereits am Rand des emotionalen Abgrunds bzw. unmittelbar davor befinden, werden schamlos missbraucht, sodass beispielsweise die Opfer von emotionaler und/oder körperlicher Gewalt durch eine übergriffige Manipulationstherapie bestenfalls retraumatisiert werden, im schlimmsten Fall landen sie dann direkt in der geschlossen Psychiatrie oder sie setzen ihrem Leben ein Ende. Dies bewusste und/oder unbewusste (darüber lässt sich spekulieren) Fehlverhalten etwaiger Coaches, Heilpraktiker usw. … führt schließlich dazu, dass der Klient nur noch tiefer in den Strudel aus Angst, Verzweiflung, Unsicherheit, Schuldgefühlen und Irritation gerät, Im Kontext herablassende Äußerungen wie „Ich arbeite prinzipiell nur mit Menschen, die auch wirklich bereit sind, sich selbst neu kennenzulernen“, „Wenn du diese Therapiemethode nicht anwendest, kann ich dir leider nicht helfen“ oder „Du leidest einzig deshalb darunter, dass dein Expartner dich permanent betragen hat, weil dir Treue so wichtig ist. Würdest du akzeptieren, dass man nicht treu sein muss, um eine stabile Beziehung zu führen, hättest du dieses Problem nicht. Glaubst du nicht? Dann fühl mal in dich hinein“ implizieren nämlich genau das, womit Opfer von emotionaler Gewalt bereits bestens vertraut sind: Ihnen wird suggeriert, dass sie an allem schuld wären, dass sie ihrem Glück selbst im Wege stünden (sicher doch, schließlich will man ihnen ja zur Einsicht verhelfen, sie lassen das nur nicht zu), dass ihre Wertvorstellungen, Moralansprüche und Glaubenssätze die eigentliche Ursache für ihren seelischen Leidensdruck darstellen würden – kurzum: Sie selbst sind das Problem. Sollte es der Klient dann wagen, die Meinung des Coaches infrage zu stellen bzw. sich auf seine Weise dazu zu äußern, wird dann gerne mal dem Vorwurf „Du fährst jetzt wieder einmal total die Rechtfertigungsschiene“ aus dem Ärmel geschüttelt.
Leider würde ich sagen, dass nicht nur Menschen, die über eine geringe Fähigkeit zum kritischen Denken verfügen, sondern ebenso Leute, die aufgrund des jahrelangen emotionalen Missbrauchs ohnehin bereits dazu neigen, ihre Entscheidungen und Werte infrage zu stellen (was man jetzt allerdings auch in die Spalte „mangelndes Selbstvertrauen“ setzen kann), besonders anfällig sind, derlei Scharlatanen auf dem Leim zu gehen.
Danke für deine wertvollen Tipps und dein Bemühen, aufzuklären. Ich leide trotz Therapien unter Ängsten und suche natürlich nach Erlösung. Warum leide ich, was übersehe ich, was muss ich tun etc. Das Leid treibt mich immer wieder dazu, zu suchen und irgendwann bin ich wohl auch zwangsläufig bei einem „Coaching“ gelandet, dass scheinbar für all meine Probleme (und die der Menschheit) Lösungen weiß und diese in 5 Monaten vermitteln will. Die Wertschätzung dafür beträgt
9.000 CHF für ein rotierende Gruppen-Onlinecoaching (weil das viel zielführender sein soll, als ein 1:1 Coaching und man sich in einer großen Community verstanden fühlt und zusätzlich durch die Fragen der anderen Input bekommt. Das ganze wird per WhatsApp durch einen selbst ausgebildeten Mitarbeiter begleitet, der auf das zu übende verweist, erklärt, und unterstützt, wenn es schwierig wird.
Tja, jetzt gleiche ich das gerade mit dem ab, was du schreibst und ein paar Dinge sind schon identisch. Leider lässt man sich natürlich von solchen Versprechen beeinflussen und ich merke, dass es mich schon stark drängt, das zu buchen. Es wäre toll, wenn es eine Plattform gäbe, wo man sich detaillierter über Inhalte austauschen könnte, aber da herrscht großes Schweigen, nur die mega Erfolge werden kommuniziert.