„Du willst ein besseres Leben? Du musst nur deine Wünsche ins Universum schicken und alles, wovon du träumst, wird zu dir kommen! Das verspricht das Gesetz der Anziehung.“ Na, schon so etwas ähnliches gelesen oder gehört? In diesem Beitrag verrate ich dir, welche unsinnigen und teilweise gefährlichen Trends und Hypes aus der Szene der Persönlichkeitsentwicklung kommen. Und warum diese Behauptungen und „Philosophien“ völliger Bullshit sind. Du bist herzlich eingeladen, selbst (kritisch) mitzudenken und dir deine persönliche Meinung zu bilden!
Inhaltsverzeichnis
Warum überhaupt „Szene der Persönlichkeitsentwicklung“?
Persönlichkeitsentwicklung an sich können wir als eine individuelle Haltung gegenüber sich selbst auffassen, bei der eine Person danach strebt sich als Persönlichkeit stets weiter zu entwickeln. Persönlichkeitsentwicklung ist ein andauernder, lebenslanger Reifungsprozess. Dieser Prozess verläuft im besten Fall bewusst und orientiert an eigenen Zielen und Vorstellungen.
Ich bin der Auffassung, dass Persönlichkeit keinen Stillstand kennt. Jede Person entwickelt sich im Lebensverlauf in unterschiedlichste Richtungen. Ob bewusst und willentlich oder unbewusst und eher unreflektiert.
Persönlichkeitsentwicklung als individueller Prozess ist in den letzten Jahren zu einem richtigen Trend geworden. Vor allem unter dem Begriff „Selbstoptimierung“. Bücher, Podcasts, Blogs, Instagram-Accounts und sogar Filme sprießen wie Pilze aus dem Boden.
„Selbstoptimierung“ oder sanfter ausgedrückt „persönliches Wachstum“ ist zu einem trendigen Lifestyle geworden. Jemand, der von Persönlichkeitsentwicklung spricht, gilt als besonders bewusst, reif, strebsam oder vorbildlich. Als cool eben.
Nun tummeln sich in diesem Lifestyle-Trend Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, andere Menschen in ihrem Prozess der persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Mentoren. Gurus. Spirituelle Lehrer. Heiler. Therapeuten. Autoren. Medien. Personal Trainer. Und vor allem unzählige Coaches. Zu jedem Lebensthema findest du einen „Experten“, der dich bei deiner persönlichen Entwicklung unterstützen kann und möchte. Und so entstand die „Szene der Persönlichkeitsentwicklung“.
In dieser Szene vereinen sich all diejenigen, die sich für Persönlichkeitsentwicklung interessieren mit denjenigen, die andere Menschen in diesem Prozess unterstützen.
In meinen Augen zeichnet sich die Szene durch gewisse Überzeugungen aus. Vielleicht weißt du bereits, was ich damit meine. Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn du mit Leuten aus der Szene zu tun hattest, wirst du wissen, wovon ich spreche. Hoffe ich… 🙂
Bis hierher ist auch gar nichts Schlimmes bei. Im Gegenteil. Sich mit Persönlichkeitsentwicklung zu befassen finde ich wichtig. Schließlich empfinde ich auch die Psychotherapie als eine Form der professionellen Begleitung bei der persönlichen Entwicklung.
Die großen Bullshit-Behauptungen einer trendigen Lifestyle-Szene
Schlimm wird es (für mich) erst, wenn es um gewisse Haltungen und Überzeugungen geht, die dir als Weisheiten, Lebensgesetze und unschlagbare „Lifehacks“ angepriesen werden. Übrigens kriege ich bei dem Wort „Lifehack“ Würgereiz. So nach dem Motto „Lass uns das Leben hacken, als wäre es ein Computersystem und wir die super Hacker-Freaks.“ Och bitte…
Besonders beliebte, verbreitete und dazu schlimme Behauptungen fasse ich für dich zusammen. Ich möchte dir zeigen, warum diese Aussagen fahrlässig, einseitig und falsch sind. Aber keine Sorge, es kommt jetzt keine „Ich-bin-Psychologin-und-deswegen-schlau“-Klugscheißer-Keule. Mit einfachen Worten möchte ich dich ermutigen, dir deine eigene Meinung zu bilden.
„Du kannst alles schaffen und erreichen, was du willst.“
Der erste Bullshit, der dir an jeder schlechten Coaching-Adresse verkauft wird, lautet etwa so:
„Du hast unendliches Potenzial in dir. Du kannst alles schaffen was du willst. Aber du musst es nur genug wollen.“
Hier wird dir ein idealisiertes Menschenbild verkauft. So nach dem Motto „der Mensch ist eine Schatztruhe, worin er ALLES findet, was er sich nur vorstellen kann“. Der Mensch muss seine Schatztruhe nur aufmachen, reingreifen und zack – sich und sein Leben so formen, wie er es gerne hätte.
Das ist so abgehoben, dass es einfach falsch ist. Denn die (harte) Realität lautet:
Du hast nicht unendlich viel Potenzial. Du kannst auch nicht alles sein, was du toll findest. Auch besitzt du nicht jede Fähigkeit, nicht jeden Charakterzug und nicht jedes Merkmal, das du so gerne hättest. Und selbst wenn du dir den Po aufreißen würdest, es wird Dinge in deinem Leben geben, die für dich unerreichbar bleiben. Das können persönliche Fähigkeiten, genauso wie äußere Lebensumstände sein.
- Nicht jeder Mensch kann eine eigene Firma oder ein Coaching-Business leiten. Egal, wie sehr man das „fake it until you Make it“ lebt und egal wie viel Geld man vorher investiert.
- Nicht jeder kann einen Sixpack kriegen. Egal wie viel Training man reinsteckt.
- Nicht jeder Introvertierte schafft es extrovertiert zu werden. Egal, wie viel man an seinem Selbstbewusstsein, seinen Kommunikations-Skills oder seinem schauspielerischen Talent arbeitet.
- Nicht jeder kann Klavier spielen lernen. Egal, wie viel man übt.
- Nicht jeder wird Box-Weltmeister. Egal, wie hart man dafür kämpft.
- etc.
UND DAS IST AUCH OKAY SO!!!
Wenn dir jemand sagt „DU steckst voller Potenzial und mit diesem erreichst du ALLES, was du willst“, dann baut jemand eine Illusion auf. Dieser Illusion liegt eine gute Absicht zugrunde. Sie dient dazu, dich groß denken zu lassen, deine Vorstellungskraft anzukurbeln und wieder zu träumen. Und das ist gut!
Die Gefahren bei der Behauptung:
1. Die Illusion verstrickt dich in Ideen, die vielleicht gar nicht für dein persönliches Lebensglück entscheidend sind. Du gerätst auf Abwege. Du brauchst gar kein Coaching-Business, gar keine Million auf dem Konto, gar keinen Traumbody und auch nicht die Sexbombe im Bett. In Wahrheit brauchst du vielleicht etwas Bodenständiges: Entlastung im Alltag. Ein werteorientiertes Leben. Mehr Sinn bei deinen Aufgaben. Ein gesünderes Selbstwertgefühl und stabile, ehrliche und wertschätzende Beziehungen. Na, wie klingt das?
2. Diese Aussage kann dich enorm viel Lebenszeit und Kraft kosten. Du nimmst dir bspw. vor deinen Körper so zu trainieren, dass du ein bestimmtes Körpergewicht und Aussehen erreichst. So wie die heißen, coolen Kids auf Instagram es uns täglich vorleben quasi… Du verbringst enorm viel Zeit mit strengen Diäten, bringst deinen Körper an Belastungsgrenzen und kämpfst täglich, um deine Resultate aufrecht zu erhalten. Und was passiert? Du hast schwache Momente, gönnst dir eben die Portion Schnitzel mit Pommes und zack – dich überkommen schlechtes Gewissen, Frust, Stress und Selbstablehnung. Und damit kämpfst du dann Jahre, bis du irgendwann in Selbsthass untergehst …?
3. Mit dieser Aussage wirst du zu einem Höher-Schneller-Weiter verleitet. Immer wieder höre ich: „Träume groß. Setze dir noch größere Ziele!“ Ja, tue es! Aber die Gefahr ist, dass du fremden Lebens-Trends nachjagst, anstelle deinen eigenen Lebensentwurf zu kreieren. Die Träume, die dir andere vorleben (z.B. viel Geld, Bekanntheit, Ruhm, Einfluss, etc.) sind vielleicht gar nicht deine und entsprechen nicht dem, um was es in deinem Leben gehen sollte.
Du bist ein Mensch mit sehr vielen Facetten. Mit Stärken und Schwächen. Mit Tiefen und Höhen. Du kannst nicht alles erreichen, was du dir vorstellen kannst. Aber du kannst wesentlich mehr, als du dir zutraust.
4. Der schlimmste Bullshit kommt, wenn du eben nicht erreichst, was du dir vorgestellt hast. Denn dann kommt jemand aus der Szene und sagt: „Ja Mensch, dann hast du es nicht genug gewollt. Du musst es ja WIKLICH wollen.“ Oder es lautet: „Dann hast du eben das Falsche gewollt.“ Also bist du am Ende selbst schuld und schon landest du wieder in der Versager-Schublade.
So funktioniert übrigens die manipulative Perversität im Coaching-Business, bei dem du am Ende als Kunde selbst schuld bist, wenn das Coaching für dich erfolglos bleibt.
„Alles, was in deinem Leben passiert, ziehst du an.“
Kennst du das Buch oder die Dokumentation „The Secret“? Dieses Buch hat vor vielen Jahren einen wahnsinns Hype um das Gesetz der Anziehung ausgelöst. Und zugegeben, als ich die Dokumentation gesehen habe, hat es Eindruck hinterlassen. Ist halt wieder ein geiles Lebensprinzip.
Das Gute daran: Du wirst motiviert ein positiver, optimistischer Mensch zu sein. Das kann natürlich deine Ausstrahlung, deine Gedanken, dein Verhalten so beeinflussen, dass du tatsächlich mehr Gutes in dein Leben ziehst.
Die Gefahr bei der Behauptung:
Vom Gesetz der Anziehung sprechen besonders gerne selbst ernannte Gurus, Spirituelle und Coaches, die dir ein Traumleben versprechen.
In solchen Momenten denke ich an all diejenigen, denen Leid, Unglück, Ungerechtigkeit und viel Schmerz widerfährt und die GAR NICHTS DAFÜR KÖNNEN!
Stell dir vor du bist ein 16 jähriges Mädchen. Du bist klug, eher in dich gekehrt, perfektionistisch und ein ganz lieber Mensch. Du willst es allen Recht machen und stellst die Zufriedenheit deiner Eltern über die deine. Du bist gut in der Schule, fällst nie negativ auf. Und was passiert? Deine Eltern schlagen dich, misshandeln dich körperlich wie seelisch und geben dir immer wieder zu verstehen, dass du niemals gut genug für sie sein wirst. Du entwickelst eine Essstörung, zweifelst am Sinn deiner Existenz und würdest am liebsten für immer verschwinden. Damit deine Seele endlich Frieden finden kann. So.
Und dann kommt ein möchtegern Erleuchteter (sorry, jetzt bin ich doch wütend!) und sagt dir in all seiner Herrlichkeit: „Du ziehst das an, was du ausstrahlst. Deine Energie ist wie ein Magnet. Das ist ein universelles Gesetz.“
Es geht noch weiter. Am besten wird es, wenn Esoteriker anfangen von Quantenphysik zu sprechen. Mit Todschlagargumenten wird behauptet, dass das Gesetz der Anziehung auf der Energie aller Materie beruht. Es geht also gar nicht anders, als dass du anziehst, was du eben bist.
Muss ich die Gefahren dieses Bullshits eigentlich noch ausschreiben? Worin würdest du selbst die Gefahr dieser Behauptung sehen?
Übrigens lässt sich dieses „Du ziehst an, was du bist“ ausreichen psychologisch erklären. Aber nicht auf jede Lebenssituation und Erfahrung bezogen. Psychologisch lässt sich das Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung erarbeiten, damit du am Ende das Gefühl hast, in deinem Leben etwas bewirken zu können und die Erfahrungen zu machen, die du machen willst. So ganz ohne Quantenphysik und Hokuspokus.
„Du bist Licht und Liebe.“
„Der Mensch ist PURE LIEBE!“
„Wir sind Wesen des LICHTS!“
So. Das ist mitunter das Highlight der Übelkeit auslösenden Behauptungen in der Szene der Persönlichkeitsentwicklung.
Die Grundidee ist wie so oft eine Gute. Sie verfolgt ein positives Menschenbild, bei dem Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl gestärkt werden. Es wird vermittelt, dass sehr viel Gutes in uns liegt: Güte, Liebe, Toleranz, Respekt, Vertrauen, Humor, Wertschätzung und Dankbarkeit. Wir sind (wenn wir es wollen) zu viel Gutem fähig und können als soziale Wesen in starken Gemeinschaften zusammen leben.
Leider scheitert die Grundidee in der Umsetzung. Wie so oft.
Die Gefahr bei der Behauptung:
Ich erinnere mich an meinen ersten Sexualstraftäter, den ich zum Zwecke der Diagnostik interviewt habe. Long Story short: Ein gefährlicher Mensch mit Persönlichkeitsstörung und dem Hang junge Frauen zu vergewaltigen. Angefangen bei der Schwester. Nie erwischt. Von niemandem angezeigt. Auf freiem Fuß. Verdammt gefährlich. Das ist natürlich ein heftiges Beispiel. Aber damit will ich sagen:
Der Mensch ist nicht Licht und Liebe. Jeder Mensch hat Facetten, die unendlich breitgefächert sind. Es gibt viel Gutes in uns. Aber es gibt auch Schwächen und viel Schlechtes in uns. AUCH DAS IST VÖLLIG OKAY SO! Wir müssen das nicht leugnen, um ein schöneres Weltbild herzustellen.
1. In der Szene der Persönlichkeitsentwicklung ist verbreitet, dass du dich ab nun bitte glücklich, dankbar, froh und leicht fühlen sollst. Wenn du einen schlechten Tag hast, dann löse bitte eine Blockade. Oder gehe meditieren. Atme deinen Unmut weg. Aber wehe du bist länger traurig, einsam, unzufrieden, verärgert, neidisch, genervt oder gelangweilt. Mit der Aussage wird impliziert, dass du bitte nur ganz bestimmte Eigenschaften ausleben sollst. Dein Menschsein ist mehr als Licht und Liebe. Und es wäre das Ziel jeder Persönlichkeitsentwicklung genau dieses facettenreiche Menschsein zu akzeptieren.
2. Kein Mensch schafft es dauerhaft glücklich, fröhlich und ausgeglichen zu sein. Es wäre auch nicht im Sinne des persönlichen Wachstums und psychologisch nicht gesund. Wer es nicht schafft, versinkt in Schuldgefühlen und vor allem in Versagensgefühlen. Das Ziel, ein positiveres Selbstbild aufzubauen, wird verfehlt. Selbstkritik, Selbstablehnung und Perfektionismusdrang werden verstärkt.
3. All diejenigen werden vor den Kopf gestoßen, die ein anderes Menschenbild haben. Diese gelten schnell als negativ. Als weniger bewusst. Sie haben noch viele Blockaden zu lösen und einen weiten Weg vor sich. Sie werden ausgegrenzt. Und glaub mir, diejenigen, die gerne von Licht und Liebe sprechen, können sehr gut abwerten, kritisieren, ausgrenzen, lästern und von oben herabsehen.
Aber warum so kritisch?
Ich schreibe diesen Text nicht, um der Szene eins auszuwischen. Darum geht es nicht. Mir geht es darum, darauf hinzuweisen, dass gewisse Trends, Behauptungen und Philosophien gefährlich und unsinnig sein können.
Wie so oft liegt den einzelnen Behauptungen eine gute Absicht zugrunde. Sie dienen dem Zweck ein positives Menschenbild aufzubauen, Lebensmut zu wecken, Motivation, Begeisterung und Vertrauen zu stärken. Sie wollen Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl fördern und so dafür sorgen, dass wir rundum ein besseres Leben führen.
Aber für ein gutes Leben müssen wir nicht das Schwache und das Negative in uns ausblenden. Wir müssen nicht mit weit hergeholten Todschlagargumenten unsere Willenskraft befeuern. Wir müssen nicht nach den Sternen greifen, um auf dem Boden der Tatsachen Zufriedenheit zu erleben.
Zum Thema Selbstwertgefühl empfehle ich den Artikel: Warum eine neue Perspektive auf deinen Selbstwert heilsam wirken kann
Ich bin kritisch, weil ich glaube, dass die Szene der Persönlichkeitsentwicklung sich in vielen Dingen verrennt. Ich sehe, dass Menschen unter Druck geraten, sich falsch fühlen und den Anschluss verlieren. Und ich sehe, dass diese welt-beschönigenden Konzepte nicht funktionieren. Doch genauso erlebe ich, dass sich nur wenige trauen es offen anzusprechen, Kritik zu äußern oder Fragen zu stellen. Das kann kein guter Weg sein.
Ausgrenzung findet auch unter Licht & Liebe statt
Vor allem fühlen sich diejenigen ausgegrenzt, unverstanden und abgewertet, die es im Leben nicht leicht haben. Denen es schwer ist die Kurve zu kriegen. Die täglich mit bestimmten Problemen kämpfen. Und vor allem werden diejenigen ausgegrenzt, die unter psychischen oder körperlichen Problemen oder Krankheiten leiden, seit vielen Jahren um Besserung kämpfen und immer wieder Rückschläge ertragen.
Sag mal einem chronisch Depressiven „Du musst nur deine Bestellung ins Universum schicken. Und du wirst sehen, dein leben wird sich verändern. Du musst dich dabei genug selbst lieben und täglich dein Mantra sprechen. Du bist doch ein Kind des Lichts und deine wahre Bestimmung ist es glücklich zu sein.“ Was wäre wohl das erste Gefühl, das der chronisch depressive Mensch dabei hätte?
Zum Schluss: Bitte sei ein wacher, kritischer Mensch. Lass dich nicht von jeder schönen Behauptung blenden. Lass dir bitte nicht erzählen es wäre nicht gut deinen Verstand zu nutzen (auch so ein Bullshit der Szene). Stelle Fragen, reflektiere und trau dich deine Rückschlüsse zu ziehen!
Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit!
Tatjana
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Vielen Dank! Ich habe schon lange psychische Probleme und mich in den letzten Jahren noch dazu viel mit solchen Ratgebern beschäftigt. In letzter Zeit verstärkt sich mein Verdacht, dass diese Lebensweise für die meisten Leute sehr unrealistisch ist. Sie führt eben dazu, dass man sich von allem negativen fernhalten will und wenn man nicht gerade freiberuflich fernab von der Gesellschaft lebt und arbeitet, ist das eben nicht möglich. Außerdem erinnere ich mich an viele Momente in denen ich nicht nach meinem „highest self“ gehandelt habe und trotzdem verstanden und gemocht wurde. Tatsächlich bin ich sehr einsam seitdem ich darauf achte wie und mit wem ich meine Zeit verbringen will. Ich denke einige Bausteine der Bewegung sind auch für chronische wie mich hilfreich (zb. Selbstliebe und Meditation), aber vielleicht reichen davon eben kleine Anteile. I h hoffe ich finde irgendwann den Mittelweg.
Liebe Grüße
Anja
Hallo Tatjana,
mit 56 Jahren, gut katholisch groß geworden, zwischendurch Mitglied der EV. Kirche, einige (viele) Tiefschläge hinter mir, habe ich mich von der Institution Kirche und anderen „Gurus“ ganz abgewendet.
Der Weg, der für mich gut ist, kenne nur ich am Besten. Ich lass mir von keinem mehr vorschreiben „tu dies oder jenes, dann würd es dir gut gehen“. Never never never. D.h. nicht, dass ich auch nach links und rechts schaue.
Aber ich vertraue mir, den für mich guten Weg zu gehen und entscheide selbst.
Danke für den Beitrag. Ich sehe vieles ebenso.
Susanne
Von dieser Szene fühlen sich natürlich auch schwer gestörte Menschen angezogen. Quf der einen Seite Narzissten mit Allmachtsphantasien und notorische Lügner die einem für Geld alles erzählen auf der einen seite und sehr unsichere Menschen die sich Rettung erhoffen um endlich irgendwie in diesem Leben anzukommen oder endlich die eigenene Selbstwertwunde gestopft zu bekommen.
Und mir kommt es so vor als hättest du die traurige Dynamik zwischen diesen Beiden Gruppen beschrieben und dem dann den Aufkleber „Persönlichkeitsentwicklung“ verpasst.
Jeder vernünftige Coach erarbeitet mit seinem Klienten realistische Zielvorstellungen und kein vernünftiger Coach gibt einfach seinem Klienten die Schuld wenns nicht klappt. Sowas tun nur psychisch gestörte Leute die keinerlei Verantwortungsbewusstsein haben.
Ich finds auch unheimlich traurig dass du in deinem Artikel einfach unter den Tisch fallen lässt, dass es absolut Sinn macht sich in bestimmten Lebenssituationen von einem Coach unterstützen zu lassen.
Außerdem wird ein seriöser Coach dir auch immer sagen, dass er den Weg nicht für dich gehen kann. Er kann dich nur auf deinem Weg begleiten.
Im Grunde sind sie blos wie Bergführer. Die Tragen dich ja auch nicht auf den Gipfel des Berges sie begleiten dich nur.
Ich glaube tatsächlich, dass es auch im Bergsport eine Zeit gab in der Scharlatane Touristen das Blaue vom Himmel erzählt haben und sie dann im Hochgebirge abgezockt haben.
Aber hatten diese Scharlatane irgendwas mit echten Bergführern zu tun? Nein!