„Fernsehen macht dumm.“ – diesen Spruch kennst du sicherlich und hast ihn vielleicht selbst schon benutzt. Ich sage dazu: Dumm macht uns nicht eine Sache, sondern wie wir damit umgehen. Pauschal macht Fernsehen also bestimmt nicht dumm, auch wenn es denkwürdig dämliche Fernsehsendungen gibt. Aber um inhaltslose Sendungen soll es hier nicht gehen, sondern um fünf großartige Filme, die dich zum Nachdenken inspirieren und dich bei deiner persönlichen Entwicklung begleiten können.
Inhaltsverzeichnis
Geistige Kraft und Medienkonsum
Zu unserer geistigen Kraft gehören unsere Willenskraft, Disziplin, Motivation, Selbstkontrolle, unser innerer Antrieb und unsere emotionale Widerstandsfähigkeit. All diese Ressourcen stehen uns nur in begrenzten Kapazitäten zur Verfügung. Mit unserer Lebensführung zehren wir unaufhörlich an der Quelle dieser Ressourcen. Jede unserer Alltagsaufgaben benötigt unsere geistige Kraft. Und so ist es kein Wunder, dass wir uns von Zeit zu Zeit erschöpft, willensschwach, unmotiviert, unkonzentriert, ziellos und antriebslos fühlen. Denn in unserem reizüberfluteten Alltag verbrauchen wir unsere Ressourcen besonders schnell und leider manchmal unbewusst und ungerichtet. Es dauert entsprechend, bis diese Ressourcen wieder aufgeladen sind.
Deine geistige Kraft funktioniert wie ein Akku. Wenn du dich nicht um das Aufladen des Akkus kümmerst, darfst du nicht erwarten, dass du endlos weiter funktionierst.
Die Psychologin Jaye Derrick entdeckte dank ihrer Forschung einen Weg, wie diese geistige Kraft schneller aufgeladen werden kann. Die Methode dahinter ist denkbar einfach.
Wiederholtes Schauen von Lieblingsserien oder Lieblingsfilmen fördert (und jetzt halte dich fest):
- die Wiederherstellung deiner Energie
- dein prosoziales Verhalten
- deine Selbstreflexion
- und deine geistige Kraft samt Willenskraft und Motivation
Nicht grundlos hören sich Menschen ihre Lieblingsmusik regelmäßig an, lesen wiederholt ihre Lieblingsbücher oder schauen großartige Filme immer wieder. Denn (geistig erschöpfte) Menschen suchen sich instinktiv Tätigkeiten aus, die ihnen bekannt sind. Die Forschung zeigt uns auch warum. Uns bekannte Inhalte erfordern nicht mehr so viel „geistige Anstrengung“, sondern sorgen dafür, dass sich unsere Ressourcen wieder erholen können.
Denk mal an dich: Gibt es Musik, Filme oder Bücher, die du immer wieder genießen kannst, weil es dir „etwas gibt“?
Großartige Filme und persönliche Entwicklung
Eine bewusste Mediennutzung hat weitere (unerwartete) Vorteile auf deine Psyche und deine persönliche Entwicklung. Während du also einen genialen Film schaust, kannst du nicht nur deine Akkus wieder aufladen, sondern dich während dessen als Persönlichkeit weiter entwickeln.
Dafür braucht es folgende Zutaten:
- Sich vor der Glotze berieseln zu lassen ist nicht Teil einer bewussten Mediengestaltung. Suche dir bewusst einen Film aus, auf den du Lust hast und der „was mit dir macht“. Am besten ist es ein Film, der dir etwas bedeutet. Lass dich nicht einfach von dem Film berieseln, sondern versuche etwas davon in deinem Inneren zu bewahren. Es kann ein angenehmes Gefühl, ein bestimmter Satz oder eine Handlung deines Lieblings-Charakters aus dem Film sein. Versuche den Film innerlich an dich heran zu lassen und behalte dir in Erinnerung, warum dieser Film „etwas mit dir macht.“
- Es gibt zum Glück viele Filme, die eine echte Botschaft vermitteln, Werte vorleben und Vorbildcharakter besitzen. Filme, die inspirieren, zum Nachdenken bringen und dich emotional berühren. Spare dir solche Filme nicht für „besondere“ Abende auf! Wenn du Lust auf einen Film hast, dann schau ihn ruhig.
- Trau dich einen guten Film mehrere Male zu schauen. Gute Filme sind wie ein edler Rotwein oder wie ein verdammt leckerer Kuchen – man möchte länger und öfter davon kosten. Bestimmte Filme kannst du noch so oft schauen, sie werden nicht langweilig. Gute Filme leiern sich nicht aus.
Inspirierende Filme können sogar ein wirkungsvolles Tool in der Psychotherapie sein. Ich erinnere mich, wie ich einst zu einem meiner Patienten sagte: „Sie sollten ganz dringend den alten Film „Karate Kid“ schauen.“ Etwas verdutzt und lachend fragte er mich: „Was ist das für ein Film? Den kenne ich nicht. Und warum sollte ich den gucken?“ Ich beantwortete ihm diese Frage, denn für ihn waren Lebensthemen wie Selbstakzeptanz, Geduld, Lebenssinn und Aufmerksamkeit wichtig.
Nicht selten habe ich erlebt, dass Patienten dank eines guten Filmes den nötigen Durchbruch in der Therapie erlebt haben. Wie klingt das für dich?
Fünf großartige Filme
Bist du skeptisch oder neugierig? Wie wäre es, wenn du ein Experiment startest. Dafür habe ich fünf großartige Filme für dich vorbereitet, die ich dir ans Herz legen möchte. Dazu verlinke ich die entsprechenden Trailer und die Links, wo du die Filme „ausleihen“ kannst (*Werbung).
Gran Torino
Wir starten mit einem Meisterwerk von Clint Eastwood. Gran Torino ist einer der besten Filme, die ich kenne und einer, der in unsere multikulturelle Gesellschaft passt, wie kaum ein anderer Film.
Dieser Film handelt von einem alten Kriegsveteran, dem durch seine Kriegserfahrungen jeglicher Glaube an das Gute verloren gegangen ist. Als wäre das nicht schon genug, stirbt seine Ehefrau und seine Kinder wenden sich von ihm ab. Zu nervig, zu grantig, zu mürrisch und zu pessimistisch ist der alte Zyniker, als dass man gerne in seiner Nähe wäre. Zumal er in seinen asiatischen Mitmenschen den Sündenbock für das Böse auf der Welt auserkoren hat. Doch wie das Leben spielt, werden ausgerechnet Asiaten seine direkten Nachbarn. Sie sind laut, sie essen komische Sachen, sie sich zu nett und ihre Kinder sind verdammt neugierig und leider auch auf Abwegen. Doch es gibt Menschen, die an das Gute in ihm glauben und ihn deswegen nicht aufgeben.
Gran Torino konfrontiert dich mit einem Mann, der voller Vorurteile ist und vergessen hat, wie es ist loszulassen, zu verzeihen und sich für neue Erfahrungen zu öffnen.
Avatar – Aufbruch nach Pandora
Der nächste großartige Film ist Avatar. Diesen Film von James Cameron MUSS man kennen. Ja, das ist mein voller Ernst.
In diesem Film wirst du in die Zukunft der Menschheit entführt, die dank moderner Raumfahrt weit in das Universum vordringt. Die Erde liefert längst nicht mehr genug Rohstoffe zum Überleben, also muss ein neuer Planet her, den man unter Kontrolle bringen und ausbeuten kann. Im Film verfolgst du die Geschichte eines jungen Mannes namens Jake Sully. Der ehemalige US-Marine ist sichtlich gehandicapt, darf aber dank eines Zufalls auf den neuen Planeten mitreisen. Seine Aufgabe auf dieser Mission ist es die Ureinwohner „Na’vi“ des fremden Planeten kennenzulernen und sie davon zu überzeugen ihre Heimat ohne Widerstand aufzugeben. Womit der verbitterte und nicht mehr lebensfrohe Jake Sully nicht rechnet ist, dass er in eine Welt voller Liebe, Respekt, Verbundenheit und Kraft eintaucht. Er lernt, was es heißt wieder lebendig zu sein und sich für das Wesentliche im Leben einzusetzen. Er begegnet seiner großen Liebe und findet den Platz im Leben, an den er wirklich gehört.
Avatar konfrontiert dich mit der menschlichen Gier und Respektlosigkeit für das Wesentliche im Leben, das uns so selbstverständlich erscheint: Die Luft, die wir atmen; die Lebewesen, die unseren Planeten bewohnen; das Leben, das in jedem Dasein pulsiert und die Ressourcen, die uns unser Planet schenkt. Avatar ist wie eine Metapher, die dich in eine wunderschöne Kulisse entführt und dich zum Umdenken bewegt.
Molly‘s Game: Alles auf eine Karte
Mollys Game basiert auf der wahren Geschichte von Molly Bloom, die von einer gescheiterten Skifahrerin zu der bekannt berüchtigten „Pokerprinzessin“ aufsteigt.
Molly Bloom ist eine Perfektionistin und verdammt ehrgeizig. Kein Wunder, dass sie so hohe Erwartungen hat, denn ihr Elternhaus ist ziemlich streng. Doch leider verläuft ihre junge Karriere als professionelle Skifahrerin äußerst unglücklich. Als verunglückte Skifahrerin flieht die junge (und echt hübsche) Molly nach Los Angeles, um dort Jura zu studieren. Doch dazu kommt es nicht, denn sie will erstmal leben. Dank einem undankbaren Nebenjob gerät sie schnell in Pokerkreise und organisiert bald die Pokerrunden für ihren Boss. Sie lernt die reichsten Personen aus Film, Musik, Politik und Wirtschaft kennen und kann ihre monatliche Einkünfte radikal steigern. Molly hat Blut geleckt. Schnell wittert sie ihre Chancen und startet ein Geschäft, mit dem sie die berühmteste Pokerveranstalterin wird. Doch leider ist nicht alles Gold, was glänzt und so muss sich Molly letzten Endes vor Gericht verantworten. Warum sie vom FBI verhaftet wird, ihre Karriere zu Grunde geht, wie sie sich vor Gericht verteidigt und welche Hilfe ihr Anwalt dabei bietet, erfährst du in einem wirklich sehenswerten Film.
Molly’s Game konfrontiert dich mit einer hochintelligenten Frau, die zielstrebig ihre Visionen verfolgt und dabei Macht und Erfolg genießt. Es ist eine Frau, die dir vorlebt, was es bedeutet integer zu sein. Doch wirklich beeindruckend ist der Film, weil Molly so verdammt oft scheitert und so verdammt oft Misserfolg hat.
Prinzessin Mononoke
Ungewöhnlich, aber wahr: Ich empfehle dir Prinzessin Mononoke, ein Zeichentrickfilm aus Japan vom Großmeister Hayao Miyazaki, der schon viele Meisterwerke im Studio Ghibli erschuf. Dieser Film, auch wenn es ein Anime ist, richtet sich an Erwachsene, weil er relativ brutal ist. Der Trailer ist leider nicht so toll, aber schau trotzdem rein:
Der Anime entführt dich in eine ferne Zeit des alten Japans, als es noch Götter in den Wäldern gab. Du lernst den edlen Prinzen Ashitaka kennen, der von einem tödlichen Fluch befallen wird, als er versucht, sein Dorf vor einem bösen Dämon zu verteidigen. Um den tödlichen Fluch von sich abzuwenden, unternimmt Ashitaka eine weite Reise. Voller Hoffnung, mit wachem Verstand und offenem Herzen. Doch leider merkt er auch, wie der Fluch langsam von ihm Besitz ergreift. Auf seiner Reise gerät er zwischen die Fronten zweier Welten:
Die eine Welt der Herrin Eboshi, einer mächtigen Frau, die Eisenwaffen herstellen lässt und den großen Gott des Waldes töten will. Und die andere Welt der Prinzessin Mononoke, die als Menschenkind zwischen Wölfen aufwächst und mit aller Macht versucht die Menschen der Eisenhütte zu vernichten, um endlich Frieden im Wald einkehren zu lassen. Ashitaka muss sich entscheiden, wie er zu diesem elenden Konflikt stehen und eine Katastrophe abwenden kann, die schließlich alle Wesen des Waldes und auch die Menschen zu zerstören droht.
Prinzessin Mononoke konfrontiert dich mit einem Fluch, der in allen Menschen keimt. Es ist der Fluch des Zornes, der Wut und des Hasses, der die Menschen blind macht und sie zu Zerstörung verleitet. Begleitet von einem fantastischen Soundtrack ist Prinzessin Mononoke ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht.
Das Streben nach Glück
Das Streben nach Glück ist eine autobiographische Verfilmung basierend auf der Lebensgeschichte des Unternehmers Chris Gardner, der fast ein Jahr lang als Obdachloser leben musste.
Chris Gardner würdest du als den ultimativen Pechvogel bezeichnen: Was er anfasst, wird zu Misserfolg. So gestaltet sich zumindest ein großer Teil seiner Erfahrungen. Als Handelsvertreter ist er erfolglos und kann seine Familie kaum über die Runden bringen. Als Vater hat er leider nie so viel Zeit für seinen Sohn, wie er es gerne hätte. Und seine Frau lässt ihn mit seinem Sohn sitzen, weil sie den Glauben an ihren Mann verliert. Noch Fragen? 😉
Doch es gibt etwas an diesem Mann, das ihn von der breiten Masse abhebt: Es ist sein starker Wille, etwas zu erreichen, das sich für andere so anfühlt, wie das Greifen nach den Sternen. Chris Gardner gibt tagtäglich sein Bestes, egal in welcher Lebenslage. Er gibt nicht auf und schöpft sein gesamtes Potential aus, um seine Ziele zu erreichen.
Das Streben nach Glück konfrontiert dich mit Misserfolg, Leid, Enttäuschung, Betrug und Verzweiflung. Wenn das auch Gefühle und Erfahrungen aus deinem Leben sind, ist das ein Film für dich. Hier wird dir eine Lektion in Scheitern und Weitermachen geboten und hier bietet sich dir die Chance zu reflektieren, für wen du etwas in deinem Leben erreichen möchtest und wie du das Beste aus deinen Möglichkeiten schöpfst.
Zum Schluss
Lass mich im Kommentarfeld wissen, wenn du dir einen dieser großartige Filme angeschaut hast. Dein Feedback würde mich interessieren!
Doch bedenke: Sich einen Film „reinzuknallen“, bedeutet nicht einen Film gesehen zu haben. 😉 Das heißt nicht, dass du mit einem Notizbuch vor dem Fernseher sitzen und alle paar Minuten auf Pause drücken musst, um Stichpunkte zu machen. Das bedeutet nur, dass ein guter Film die Chancen verdient, sich auf ihn einzulassen, der Story vorurteilsfrei zu begegnen und dich berühren zu lassen. Lachen, weinen oder ärgerlich sein inklusive.
Besuche auch wieder meine Schatzkiste, in der ich dich mit kreativen, inspirierenden und hilfreichen Tipps versorge.
Danke für deine Aufmerksamkeit
Tatjana
Quelle:
Jaye Derrick (2012). Energized by Television: Familiar Fictional Worlds Restore Self-Control. Social Psychological and Personality Science
Das Titelbild ist von @Myke Simon,gefunden auf Unsplash. Das Bild im Text stammt von @geralt von Pixabay.