Nicht alles in unserem Leben ist kontrollierbar. Und dieses Jahr war es ein kleines Virus namens COVID-19, das uns daran erinnerte… Seit langem hat uns weltweit betrachtet nichts mehr so aus der Bahn und aus unserem gewohnten Leben geworfen, wie Corona. Seit Corona sich als globale Pandemie rund um den Erdball verbreitet, scheint nichts mehr so zu sein, wie wir es für selbstverständlich gehalten haben. Doch können wir diese Krise als Chance betrachten? Kanns du es? Genau darum geht es in der heutigen Frage.
Wenn etwas unausweichlich ist
Es gibt Situationen und Themen in unserem Leben, denen wir nicht aus dem Weg gehen können. Kein Vermeiden und Verdrängen, kein „Ich mach das dann morgen“ hilft uns weiter. Nein. Es gibt Situationen und Themen, die treffen uns hart und manchmal auch unvorbereitet und es bleibt uns nichts anderes übrig, als sich dem zu stellen.
Für den einzelnen sind es Schicksalsschläge wie eine Trennung, ein Verlust oder eine Krankheit.
Für uns global betrachtet war es 2020 Corona und alles, was mit Corona einhergeht.
Wenn etwas Veränderungen erfordert
Mit Veränderungen fühlen wir uns meistens unwohl. Vor allem, wenn Veränderungen nicht von uns ausgehen, also wenn sie nicht unser expliziter Wunsch sind. Dann fühlt es sich nicht mehr gut an etwas anders zu machen, als wir es sonst gewohnt sind. Die meisten Menschen verbinden Veränderungen mit einem unangenehmen Eingriff in ihre Komfortzone. Das ist ganz natürlich, denn wir streben danach uns Systeme zu erschaffen, die wir dann erhalten wollen.
Veränderung bedeutet das Verlassen des eigenen Gewohnheitsbereiches und das Erweitern des eigenen Aktivitäten-Radius.
Corona hat uns eine ganze Menge Veränderungen beschert – sowohl für den einzelnen, als auch für uns als Gemeinschaft und Gesellschaft.
Meine Erfahrungen mit der Corona-Zeit
Wenn ich die letzten Monate Revue passieren lasse, war ich selten über den Verlauf der Krise überrascht. Auch wenn es seltsam klingt (und ich dazu keine Theorie aus Fachliteratur präsentieren kann), so hilft mir mein (berufliches) Wissen enorm, um das Erleben und Verhalten der Menschen in Krisenzeiten einzuschätzen. Ich fasse meine Erfahrungen für dich in 4 Phasen zusammen:
1. Schock
Auf eine unvorbereitete, unausweichliche und Veränderung mitbringende Situation reagieren Menschen anfangs mit Schock, Angst, Starre oder (manchmal blindem) Aktionismus. Erinnerst du dich noch an die leeren Einkaufsregale und an das Hamstern der Menschen? Oder an die Menschen, die sich ganz hilflos gefühlt haben und plötzlich nicht wussten, wie sie all das schaffen sollen? Und an die Angst vor einer möglichen Ansteckung?
2. Entrüstung
Als Nächstes kommt die Wut und der Ärger. Die Entrüstung ist eine logische Konsequenz, wenn die Menschen erkennen, dass sie in ihrem persönlichen Lebensbereich etwas verändern müssen, um die Situation zu bewältigen. Hier kommt oft die Schuldfrage auf. Und vor allem diejenigen, die sich als Opfer der Umstände empfinden, neigen zu Empörung und Ärger. Hier denke ich an die vielen Eltern, die sich plötzlich der Herausforderung stellten ihre Kinder ganztags alleine zu betreuen, mit ihnen Schulaufgaben privat zu bewältigen und daneben im Homeoffice zu arbeiten. Ich erinnere mich auch an die Menschen, die sich öffentlich wegen der Maskenpflicht aufregten.
3. Adaption
Nach einem gewissen Zeitraum passen sich die Menschen an die Situation an. Die anfängliche Achterbahn der Gefühle flacht etwas ab, denn die Situation wird überschaubarer. Das ist die Zeit der Adaption, in der sich neue an die Situation angepasste Verhaltensmuster einbürgern. Wenn ich jetzt zum Beispiel einen Einkaufsladen betrete, laufen die meisten mit Maske herum und halten an der Kasse ganz selbstverständlich den Abstand ein. Unis bieten ihren Studenten Seminare und Vorlesungen online an. Meetings mit Kollegen finden jetzt in online-Konferenzen statt und die Anzahl der Netflix-Zuschauer ist deutlich gestiegen. Oder ich denke an die Wortlaute einiger Eltern, die im Nachhinein mit Erleichterung und Stolz sagten, dass all der private Stress gar nicht so schlimm war, wie anfangs befürchtet.
4. Gleichgültigkeit
Zuletzt passiert etwas äußerst Spannendes. Die anfänglich unbekannte Situation (in unserem Fall Corona) verliert langsam ihren „Reiz“. Die Menschen fangen an ihre Aufmerksamkeit (wieder) anderen Themen zu widmen und entwickeln eine Art Gleichgültigkeit für die bis dahin noch so „kritische“ Thematik. Mit Gleichgültigkeit gehen oft Trotz und Rebellion einher. Fallen dir dazu vielleicht auch Beobachtungen ein? Mir fallen dazu Menschen ein, die sich Meinungen anschließen wie „Corona ist nur eine einfache Erkältung“. Ich beobachte Menschen, die keine Maske mehr tragen, die sich gerne in Gruppen für Partys treffen und sich über andere lustig machen, denen Corona noch Angst macht.
Diese Phasen sind nur meine persönlichen Erfahrungen und entsprechen meinem Wissen über menschliches Erleben und Verhalten. Es heißt nicht, dass jeder Mensch genau diesen Prozess durchläuft. Vielleicht hast du ganz andere Erfahrungen gemacht. Du kannst sie gerne mit mir teilen!
Krise als Chance
Von Anfang an betrachte ich die weltweite Pandemie als Chance.
Als eine Chance, dass wir unsere:
- Prioritäten überdenken und eventuell neu setzen.
- privaten oder beruflichen Ziele neu stecken.
- Mitmenschen mehr zu achten lernen.
- Werte kennenlernen und mehr Achtung vor dem Leben entwickeln.
- Negativbrille überwinden und über uns hinauswachsen.
- Einstellung darüber verändern, was eine gute Gemeinschaft wirklich ausmacht.
- guten Fähigkeiten und Stärken fördern oder uns dafür entscheiden uns unseren Schwächen hinzugeben.
Ich sehe es so, dass uns durch Corona die Chance geboten wird folgende Eigenschaften zu fördern:
- Kreativität
- Gelassenheit
- Toleranz
- Mitgefühl
- Verantwortung
Ich frage dich: Was würde passieren, wenn wir es schaffen, unsere Erfahrungen mit Corona abzuspeichern und aus diesen Erfahrungen Kraft für zukünftige unausweichliche Situationen zu schöpfen?
#18 Krise als Chance: Was hat dich Corona gelehrt?
Nun kommen wir endlich zu der heutigen Frage:
Corona hat eine kritische Zeit über uns gebracht. Alles, was mit der Pandemie einherging, hat uns erstmal ins kalte Wasser geworfen. Zurecht könnte man sagen wir sind durch eine Krise gegangen und die Krise ist noch nicht vorbei.
Wenn du nun diese Krise als Chance betrachtest… wenn du nun für einen Augenblick nüchtern und ohne Negativbrille, sondern mit Fokus auf dich und deine persönliche Entwicklung Revue passieren lässt, was du aus der Krise mitgenommen hast:
Was hat dich Corona gelehrt?
Finde dazu drei Beispiele:
1. …
2. …
3. …
Es kann dein Privatleben oder deinen Beruf betreffen, dein eigenes Verhalten oder deinen Umgang mit dem Verhalten anderer Menschen.
Ich wünsch dir, dass du mindestens drei Beispiele findest, die dir am Ende ein gutes Gefühl geben, dass du stärker bist, als du gedacht hast und vieles besser bewältigt hast, als du es dir zugetraut hast.
Ich danke dir für deine Zeit und Aufmerksamkeit!
Tatjana
365 Fragen zur Selbsterkundung
Mit der Rubrik 365 Fragen hast du die Chance in dich hinein zu spüren, dich zu reflektieren, dich besser zu verstehen und so dir selbst näher zu kommen. 365 Fragen heißt 365 Chancen für deine persönliche Entfaltung oder 365 schätzbare Begleiter für deine Therapie oder deinen Coaching-Prozess.
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